Do

30

Nov

2017

Die Legende vom Mitläufer ist endgültig vom Tisch - Rezension von Dr. Oliver Hirsch

Rezension des Buches „Regierungsunternehmer. Henry J. Kaiser, Friedrich Flick und die Staatskonjunkturen in den USA und Deutschland“ von Tim Schanetzky, Wallstein Verlag, Göttingen, 2015 von Dr. Oliver Hirsch.

 

Tim Schanetzky untersucht in dieser Vergleichsstudie unternehmerisches Handeln in Demokratie und Diktatur. Dazu betrachtet er Henry J. Kaiser, Werft- und Stahlmagnat, am Bau des Hoover-Staudammes beteiligt und um 1944 als möglicher Vizepräsident der Vereinigten Staaten gehandelt sowie Friedrich Flick. Im Folgenden konzentriere ich mich auf die Person Friedrich Flicks, vor allem, um die Weiterführung der Argumentation Schanetzky deutlich zu machen, dass Flick nicht lediglich ein Opportunist während der NS-Zeit war. Tim Schanetzky gilt nicht zuletzt seit der Publikation von „Flick: Der Konzern, die Familie, die Macht“ zusammen mit Norbert Frei, Ralf Ahrens und Jörg Osterloh als ausgewiesener Flick-Experte.

 

Bereits in der Einleitung wird nochmals geschildert, dass zwei Anläufe, Flick das Bundesverdienstkreuz zu verleihen am Widerstand von Bundespräsident Theodor Heuss gescheitert waren. Dieser habe es sein negatives Hobby genannt, Flick diese Auszeichnung zu verweigern. Dabei habe er sich nicht an seiner Vergangenheit während des Nationalsozialismus gestört, sondern er habe dessen unternehmerische Methoden missbilligt, da Flick immer wieder feindliche Übernahmen durchgeführt und staatliche Hilfen in Anspruch genommen habe (S.8). Konrad Adenauer, der es bekanntermaßen mit der NS-Vergangenheit seiner engsten Mitarbeiter nicht so genau nahm, sorgte dann aber persönlich dafür, dass Flick doch noch 1963 seine Auszeichnung bekam.

 

Flicks wirtschaftliches Handeln war bereits früh dadurch gekennzeichnet, dass er bemüht war, seine Risiken zu verstaatlichen und Gewinne zu privatisieren. Die Weimarer Republik wurde dabei als wichtige Ressource begriffen und aktiv in seine Überlegungen einbezogen. Verträge, Kredit- und Zusatzvereinbarungen wurden derart komplex formuliert, dass die Berliner Ministerialbürokratie diesen nicht mehr folgen konnten. Es halten sich bis heute Vermutungen, dass Flick Schmiergeldzahlungen an führende Politiker, wie z.B. Außenminister Gustav Stresemann geleistet haben soll, um seine wirtschaftlichen Interessen gegenüber dem Staatsapparat durchzusetzen. Unliebsamen Journalisten wurde deren Material abgekauft, um sie ruhig zu stellen, Hartmann von Richthofen (DDP), der als Lobbyist für Flick tätig war, erhielt regelmäßige Zahlungen (S.67-71). Merkwürdige Unregelmäßigkeiten im Zusammenhang mit der Gelsenberg-Affäre 1932, wie z.B. eine äußerst lückenhafte Aktenführung seitens staatlicher Organe und die erfolgten Parteispenden seitens Flick bilden diesbezüglich eine wenig überraschende Kontinuität (S.76). Jahre später wurde deswegen immer noch geschlussfolgert, dass er gar kein richtiger Unternehmer, sondern lediglich ein Spekulant sei. Er sei ferner ein Meister in der Kunst, sich an öffentlichem Eigentum zu bereichern (S.121).

 

Flicks Engagement im „Freundeskreis Reichsführer SS“ zeigte, wie wichtig Flick die Nähe zur Staats- und Parteiführung während der NS-Zeit war. Jährlich spendete er nun 100 000 Reichsmark an die SS und auch Hermann Göring näherte er sich persönlich, den er mit üppigen Geburtstagsgeschenken bedachte und mit ihm auf die Jagd ging (S.91). Dies deutete bereits an, dass er eine Strategie verfolgte, die weit über Anpassung und Opportunismus hinausging. So stellt denn auch Schanetzky fest: „Zum anderen beteiligte sich Flick in ungewöhnlich starkem Maße an der „Arisierung“, die mit der Verschärfung der nationalsozialistischen Judenpolitik vom Frühsommer 1937 auf breiter Front einsetzte.“ (S.147) Seine Nutzung der vom NS-Staat erst geschaffenen Bedingungen sei über Anpassung und Opportunismus weit hinausgegangen (S.152).

 

Der Informationsfluss in seiner Berliner Firmenzentrale sei persönlich von ihm gesteuert worden, es sei alles auf ihn zugelaufen. Er sei stets über die Arbeit seiner Vertrauten im Bilde gewesen. Otto Steinbrinck habe sich sogar über seine „Schnüffelei“ beschwert (S.185). Folglich war Flick selbstverständlich ebenso bestens über die Ausbeutung seiner Sklavenarbeiterinnen und -arbeiter informiert und hat alles unterlassen, diesen bessere Lebensbedingungen zu ermöglichen. Dies belegen die folgenden Zitate: „Obwohl es sich um ein staatliches Programm handelte, verfügten die Unternehmen über große Handlungsspielräume. Bis 1943 war kein Unternehmen dazu verpflichtet, staatliche Rüstungsaufträge überhaupt anzunehmen, und auch zur Beschäftigung von Zwangsarbeitern war niemand gezwungen. (…) Erst recht hatten es die Unternehmen selbst in der Hand, wie sie ihre Zwangsarbeiter behandelten – welche Arbeit sie ihnen zuteilten, wie sie auf Misshandlungen reagierten, wie sie ihre Arbeiter unterbrachten und verpflegten.“ (S.285) Auch an anderer Stelle zitiert Schanetzky entsprechende Dokumente, aus denen eindeutig hervorgeht, dass Flick über das Ausmaß der Zwangsarbeit und die Lebensumstände der Arbeiterinnen und Arbeiter informiert war. Bernhard Weiss, ehemaliger Namensträger eines Krankenhauses im Stadtgebiet Kreuztal, war ebenso maßgeblich in die Ausbeutung der Sklavenarbeiter/innen involviert. Flick zeichnete entsprechende Berichte ab und durch seine Anordnungen wurde eine verstärkte Ausbeutung im Bereich der Zwangsarbeit offenkundig, bis hin zur Beschäftigung von Konzentrationslagerhäftlingen (S.292). Damit ist endgültig mit der Legende aufgeräumt, Flick sei zur Beschäftigung von Sklavenarbeiter/innen gezwungen worden und habe sogar von deren Beschäftigung nichts gewusst.

 

Unbestreitbar ist, dass die „Arisierungen“ und die Expansion durch die Okkupation Frankreichs maßgeblich zum Wachstum des Konzerns beigetragen haben. Laut Schanetzky wird unmissverständlich deutlich: „Eine Partizipation an der Staatskonjunktur war in der NS-Diktatur ab einem gewissen Punkt nur noch möglich, wenn man zugleich ihren politisch-rassistischen Referenzrahmen akzeptierte.“ (S.239) Dies steht in deutlichem Gegensatz zu einem passiven, erzwungenen Mitläufertum, das als Legende vor allem in Flicks Heimatstadt Kreuztal (Ernsdorf) immer noch kultiviert wird.

 

Die aktive Mittäterrolle Flicks wird bei folgendem Zitat deutlich: „Darüber hinaus sind im Falle Flicks sogar Versuche belegt, die politischen Rahmenbedingungen aktiv zu beeinflussen, staatlichen Druck also erst zu organisieren und systematisch für die eigenen Interessen zu nutzen.“ (S.295) In seiner Analyse macht Schanetzky deutlich, dass Flick sich nicht nur opportunistisch an die von NS-Staat geschaffenen Bedingungen anpasste, sondern gerade bei den „Arisierungen“ aktiv dazu beitrug, diesen Druck weiter zu verschärfen (S.311). Ein zentrales Beispiel dafür war der im Auftrag von Flick von Hugo Dietrich formulierte Entwurf der Verordnung über den „Einsatz des jüdischen Vermögens“, die kurz nach dem Pogrom vom 09.November 1938 tatsächlich von Göring, zu dem Flick bekanntlich engste Beziehungen unterhielt, erlassen wurde. Durch Lobbyismus arbeitete er damit aktiv auf eine Verschärfung bestehender Verordnungen hin (S.316). Mit Opportunismus und Mitläufertum hatte dieses Verhalten nun wirklich nichts mehr zu tun.

 

Als „entlastendes Argument“ wird immer wieder bemüht, dass sich andere Wirtschaftsgrößen seiner Zeit doch ähnlich verhalten hätten, man somit nichts Besonderes im Verhalten von Flick sehen könne. Schanetzkys Entgegnung pulverisiert dieses Scheinargument mit aller Deutlichkeit: „Zunächst bleibt es dabei, dass aus verbrecherischem Verhalten eine individuelle Schuld folgt, ganz gleich, ob sich viele andere ebenfalls verbrecherisch verhielten – erst recht, wenn man sich dieser Schuld schon früh bewusst gewesen ist, wie dies im Falle Flicks zu studieren ist.“ (S.381)

 

Die folgenden Zitate fassen die sehr eindeutigen Analysen von Schanetzky eindrücklich zusammen: „In diesem Sinne ging es ihm nicht nur um eine opportunistische Anerkennung oder Ausnutzung von Rahmenbedingungen, sondern auch um ihre aktive Mitgestaltung. So wie Flick von keiner staatlichen Stelle dazu aufgefordert worden war, lediglich das Minimum für das Überleben der Zwangsarbeiter zu unternehmen, war er auch nicht gezwungen, die Verschärfung von antisemitischen Verordnungen vorzuschlagen, den staatlichen Druck auf jüdische Konkurrenten zu verschärfen oder willkürliche Eingriffe in die Vertragsfreiheit zu organisieren. Grenzüberschreitungen wie diese resultieren aus dem Expansionsdrang, und indem er so handelte, stabilisierte Flick zugleich den politisch-rassistischen Referenzrahmen des Nationalsozialismus, ja wurde selbst zum Teil des Systems. Das Beispiel der „Arisierungen“ unterstreicht nachdrücklich, dass Flick diese Grenzüberschreitung im klaren Bewusstsein ihrer Tragweite vollzog. (….) Aber der Fall Flick zeigt: Offenbar bedurfte es nicht nur eines politisch-gesellschaftlichen Systems, das den Verstoß gegen diese Standards ermöglichte, sondern auch einer bewussten Entscheidung, sich dieser Mittel zu bedienen.“ (S.325)

 

Der Wiederaufstieg Flicks nach dem 2. Weltkrieg macht deutlich, dass in der damaligen Bundesrepublik statt einer Entnazifizierung eine Renazifizierung stattgefunden hat, wie sie in kürzlich veröffentlichten Analysen deutlich geworden ist: „Dabei verrät die Leichtigkeit, mit der es Flick in den ersten beiden Dekaden nach seiner Haftentlassung gelang, politische Unterstützung für die Fortsetzung seiner Karriere zu mobilisieren, viel über das vergangenheitspolitische Klima der jungen Bundesrepublik.“ (S.368)

 

Zusammenfassend lässt sich somit sagen, dass durch diese Publikation endgültig die Legende des Mitläufers widerlegt ist. Wer die Mittäterschaft Friedrich Flicks in der Zeit des Nationalsozialismus weiterhin ablehnt, leugnet historische Fakten.

Mi

18

Jan

2017

Ordensverleihung an Rudolf Biermann

VLNR: Elfrun Bernshausen, Hannelore Kraft, Rudolf Biermann, Patrick Fick
VLNR: Elfrun Bernshausen, Hannelore Kraft, Rudolf Biermann, Patrick Fick

Der Kreuztaler Bürgermeister a. D. Rudolf Biermann ist am 18.1.2017 von Ministerpräsidentin Hannelore Kraft mit dem Landesverdienstorden NRW ausgezeichnet worden. Kraft hob in ihrer Laudatio Biermanns couragierten Einsatz in der Diskussion um die Umbenennung des Kreuztaler Friedrich-Flick-Gymnasiums (heute: Städtisches Gymnasium Kreuztal) hervor. Biermann sei damit einer historischen Verantwortung gerecht geworden und habe dafür sowie sein weiteres ehrenamtliches Engagement die Auszeichnung des Landes verdient. Ministerpräsidentin Kraft erinnerte daran, dass Flick als Kriegsverbrecher verurteilt wurde und für den größten Parteispendenskandal der BRD verantwortlich war. Ein Radio-Porträt von Thilo Schmidt über Rudolf Biermann findet sich auf dessen Homepage (http://www.thiloschmidt.de/index.php?page=1&subpage=39 ebenso wie eine Reportage zur Preisverleihung und Bilanz der Umbenennung des FFG (Deutschlandradio Kultur, Länderreport vom 20.03.2017: http://www.thiloschmidt.de/admin/files/altemann.mp3

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Mo

22

Jun

2015

Umbenennung der (Hermann-)Röchling Höhe

1956 ehrte die Stadt Völklingen den verurteilten Kriegsverbrecher Hermann Röchling indem Sie einen Stadtteils nach ihm benannte. Seit Jahrzehnten schwelt in der Stadt hierzu ein Streit um die Umbenennung.

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Di

19

Mär

2013

„Siegerland zwischen Gegenwart und Zukunft“ (1971)

Zeitzeugen auf Zelluloid

20.03.2012, 20:00 Uhr
Siegen, LYZ 

 

Externer Link: http://www.siwiarchiv.de/2013/03/siegerland-zwischen-gegenwart-und-zukunft-1971/

So

09

Dez

2012

Namensstreit um den Stadtteil Hermann-Röchling-Höhe

"1956 verlieh der Stadtrat der saarländischen Mittelstadt Völklingen dem Stadtteil Bouser Höhe einen neuen Namen: Hermann-Röchling-Höhe. Doch der Geehrte ist ein zweifach verurteilter Kriegsverbrecher. Eine Bürgerinitiative hat eine Diskussion in Gang gesetzt, die jetzt in einem Kompromiss enden soll, der die Gemüter aber vermutlich dennoch nicht beruhigen wird." Tonia Koch berichtet im Deutschlandfunk: http://www.dradio.de/dlf/sendungen/dlfmagazin/1943174/

So

09

Dez

2012

(Politische) Landschaftspflege heute

Ausbau des Kindertageshauses St. Egyden mithilfe der Flick Förderstiftung: http://www.kleinezeitung.at/kaernten/villachland/velden_am_woerther_see/3181551/ganztagesnest-fuer-kinder-waechst.story

Sa

15

Sep

2012

Buchrezension: Nazi steel. Friedrich Flick and German expansion in Western Europe, 1940-1944

Marcus O. Jones ist ein Geschichtsprofessor an der U.S. Naval Academy, der sich mit moderner deutscher Geschichte beschäftigt, und ein Berater des Institutes for Defense Analyses. Seine Homepage enthält keine wesentlichen Informationen, so dass seine Motivation unklar bleibt, sich ausgerechnet mit Friedrich Flick zu beschäftigen.

Beispielhaft beschäftigt sich der Autor mit der Flickschen Aneignung der Rombach-Stahlwerke in Elsaß-Lothringen 1941. Er meint, dieser Vorgang sage viel über das Verhältnis zwischen der deutschen Wirtschaft und dem Naziregime und deren gemeinsamer Rolle bei der Enteignung und Ausbeutung der Industrieanlagen im besetzten Europa aus. Dies lässt auf eine schonungslose Analyse hoffen, diese Hoffnung erfüllte sich aber leider nicht. Zwar wird erwähnt, dass das Naziregime ohne die Beteiligung der Wirtschaftsbosse der damaligen Zeit niemals wirksame Kriegsvorbereitungen hätte treffen können, aber diese Argumentation wird nicht weiter verfolgt. Die allseits bekannte Mittäterschaft von Flick (Arisierung, Freundschaft mit Hermann Göring, Mitgliedschaft im Freundeskreis Reichsführer SS etc.) wird erwähnt, aber die Schlussfolgerungen bleiben sehr oberflächlich. Lediglich an einer Stelle kommt Jones zu einer interessanten Interpretation. Flick sei keine wesentliche ideologische Unterstützung der Nazis nachweisbar. Gerade diese Abwesenheit von Ideologie betone jedoch seine Amoralität in seinen wirtschaftlichen Entscheidungen (S.33). Flicks Unterstützer wurden nicht müde zu betonen, dass er kein Nationalsozialist war und meinten, dadurch sei er entlastet. Wenn aber jemand, der angeblich dieser Ideologie ablehnend gegenüberstand sich trotzdem als Mittäter derart schuldig gemacht hat, so zeigt dies ganz deutlich eine höchst ausgeprägte charakterliche Verrohung zugunsten maximalen Profits. Im Gegensatz zu Flick hat sich der Saarländer Stahlmagnat Hermann Röchling, der auch bei Jones mehrfach Erwähnung findet, offen zum Nationalsozialismus bekannt. Dies hat jedoch ebenso wie bei Flick nicht dazu geführt, ihn im Nachkriegsdeutschland als Mittäter zu bezeichnen. Im Gegenteil, 1956 benannte der Rat der Stadt Völklingen einen Stadtteil nach ihm. Eine Initiative zur Umbenennung (http://www.hermann-roechling.de/) sieht sich aktuell ähnlichen Widerständen ausgesetzt wie bei der Umbenennung des ehemaligen Friedrich-Flick-Gymnasiums.

Durchaus überzeugen können hingegen die Ausführungen in den Kapiteln 3 und 4, die deutlich machen, warum Elsaß-Lothringen für die Vereinigung aus Naziregime und Wirtschaft eine derart große Bedeutung als Erzreserve hatte. Plastisch beschrieben wird das Geschacher der Wirtschaftsbosse um Betriebe in diesem Gebiet, bei dem Flick seine Freundschaft zu Göring wieder einmal zugute kam, so dass dieser ihm schließlich die Rombachwerke zusprach. Von Anfang an war klar, dass Flicks Engagement nicht als Treuhänderschaft ausgelegt war, sondern seine Aktivitäten nur Sinn machten, wenn eine spätere Übernahme geplant war. Hermann Röchling versuchte vergeblich, sich gegen die Zuerkennung der Rombachwerke an Flick auszusprechen. Im Kapitel 5 wird die Führung der Rombachwerke durch Flick dargestellt. Scheinbar habe sich Flick deutlich verkalkuliert, habe mehr investieren müssen als beabsichtigt. Allerdings hätte er dadurch laut Jones bei einem anderen Ausgang des Krieges in den Folgejahren erhebliche Gewinne erwirtschaften können, was offensichtlich Flicks Strategie war. Befremdlich ist, dass die Zwangsarbeit, von der gerade Flick sehr erheblich profitiert hat, nur in wenigen Sätzen erwähnt wird. Ebenso wird die mögliche Einflussnahme Flicks auf die Bedingungen der Sklavenarbeiter in Abrede gestellt, ein erstaunlicher Fehler, wird diese doch in den deutschen Publikationen (speziell Frei et al., 2009) durch entsprechende Quellen eindeutig belegt. Ferner wird Otto-Ernst Flick in seiner Führungsrolle bei den Rombachwerken positiv dargestellt. Er habe eine moderierende Rolle eingenommen und sich gut mit den Arbeitern verstanden. Bähr, Drecoll et al. (2008) kommen jedoch zu ganz anderen Schlüssen. Er habe massiv die Ausbeutung von Zwangsarbeitern betrieben und deren brutale Behandlung aktiv gebilligt. Diese handwerklichen Fehler überraschen, sind jedoch gute Beispiele für die Oberflächlichkeit dieser Veröffentlichung.

In den Schlussfolgerungen betont Jones zwar die essenzielle Wichtigkeit des Flick-Konzerns für die Umsetzung der Ziele des Naziregimes, eine tiefergehende Bewertung dieser historischen Tatsache bleibt aber aus.

Das Buch ist enttäuschend, kann in keiner Weise mit den drei deutschen Veröffentlichungen in den vergangenen Jahren mithalten. Bezeichnend ist, das Jones immer wieder die Dissertation von Lisa Stallbaumer über die Beteiligung des Flick-Konzerns an der Arisierung jüdischer Betriebe zitiert, welche ebenso im Vergleich zu den deutschen Publikationen sehr oberflächlich wirkt.

 

Marcus O. Jones (2012): Nazi steel. Friedrich Flick and German expansion in Western Europe, 1940-1944. Annapolis: Naval Institute Press.

 

Von Dr. Oliver Hirsch

Sa

28

Jul

2012

Als der Geier starb

"An diesem Sonnabend feiert Deutschland in seinem Westteil ein Jubiläum. Es kündet von einer Zeit, die nicht vergangen ist und nimmermehr vergehen will"

Die junge Welt erinnert an die Trauerfeier für Friedrich Flick und die satirische Verarbeitung: http://www.jungewelt.de/2012/07-28/010.php

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Fr

20

Jul

2012

Vor 40 Jahren

Am 20. Juli 1972 starb Friedrich Flick in Konstanz

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So

08

Jul

2012

Es war einmal...

Ehemaliges Flick-Stadion in Rosenberg (Bild: Thilo Schmidt)
Ehemaliges Flick-Stadion in Rosenberg (Bild: Thilo Schmidt)

...das Friedrich-Flick-Stadion.

In Sulzbach-Rosenberg störte es offenkundig wenig, dass das kleine aber sicherliche feine Stadion mit dem Namen Friedrich Flick "geschmückt" war. Seit Frühjahr 2012 ist dies nun Geschichte. Der örtliche Verein (www.tus-rosenberg.de) hat den Namen durch den eines Sponsoren ersetzt. Es bedurfte zwar erste eines neuen Geldgebers, um das Stadion nicht länger nach einem verurteilten Kriegsverbrecher zu benennen, aber blicken wir auf das Ergebnis: Flick ist weg, und das ist gut so!

Sa

23

Jun

2012

Rudolf Biermann wird 70 - Herzlichen Glückwunsch

Am heutigen Samstag wird der Kreuztaler Alt-Bürgermeister Biermann 70 Jahre alt. Anlässlich seines Ehrentages erinnert die Westfälische Rundschau an seine Rolle im Namensstreit um das Friedrich-Flick-Gymnasium, ohne Rudolf Biermann wäre eine Umbenennung der Schule wohl nicht möglich geworden: http://www.derwesten.de/staedte/nachrichten-aus-siegen-kreuztal-netphen-hilchenbach-und-freudenberg/blick-zurueck-auf-eine-kreative-zeit-id6796273.html

 

Auch Flick-ist-kein-Vorbild sagt herzlichen Glückwunsch!

Rudolf Biermanns Rede vor dem Rat der Stadt Kreuztal in der für die Umbennung entscheidenden Sitzung: Hier.

Do

17

Mai

2012

Namensdebatten andernorts: Wernher-von-Braun Gymnasium in Friedberg

V2-Erfinder als Namenspatron. Im bayerischen Friedberg setzt sich eine Initiative für eine Diskussion um den Namen ihrer und eine Umbenennung des Wernher-von-Braun-Gymnasiums ein. SS-Obersturmbannführer von Braun, maßgeblich an der Entwicklung der Vernichtungswaffe V2 beteiligt, war aktiv an der Ausbeutung von Zwangsarbeitern beteiligt.

 

Eine Online-Petition mit Links zu Medienberichten hier: http://www.ipetitions.com/petition/wernhervonbraun/

So

06

Mai

2012

WR für Siegen muss bleiben

Fr

04

Mai

2012

Buchveröffentlichung: Ulrich Sander - Von Arisierung bis Zwangsarbeit

Zum Beispiel Krupp. Der Konzern habe sich stets um einen humanen Kapitalismus bemüht, berichtete das Fernsehen zum 200jährigen Firmenjubiläum. Ob da auch an die zwölf Jahre nach 1933 gedacht war? Das letzte Tabu sei gebrochen, hatte es mit Blick auf die verdienstvolle Ausstellung »Verbrechen der Wehrmacht« geheißen. Aber »blinde Flecken« blieben trotzdem. So in einem Bereich, der weniger lautstark diskutiert wird, jedoch mindestens ebenso wichtig war für die Funktionsweise der faschistischen Herrschaft in Deutschland wie die Wehrmacht: Die Rolle von Wirtschaftsführern und Unternehmen bei faschistischen Planungen für Krieg und Massenmord, als Akteure und insbesondere als Profiteure. Das Buch stützt sich auf selbstrecherchiertes Material von Geschichtswerkstätten und VVN-BdA, um an Verbrechen der wirtschaftlichen Eliten an Rhein und Ruhr zu erinnern: Von Abs bis Zangen, von Flick bis Quandt, von IG Farben bis Oetker-Pudding, von Arisierung bis Zwangsarbeit. Und auch Krupp wird nicht vergessen. ISBN 978-3-89438-489-0

(Verlagsangaben)

Mo

26

Mär

2012

Namensdiskussion andernorts: Das Wernher-von-Braun-Gymnasium

"Darf eine staatliche Schule nach einem Mann benannt werden, der SS-Sturmbannführer war und Hitlers V2 entwickelte? Im bayerischen Friedberg entschied man sich dafür." Ein Bericht von Stefan Mayr auf Süddeutsche.de: http://www.sueddeutsche.de/bayern/-geburtstag-von-wernher-von-braun-tut-alles-damit-dieser-name-verschwindet-1.1315946

Di

20

Mär

2012

„Flick-Gymnasium“ zurück in Deutschland (Update 26.3.2012)

Wanderausstellung in Dortmund eröffnet – BI hofft auf Beteiligung des Städtischen Gymnasiums

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So

08

Jan

2012

Ehre, wem Ehre gebührt?

Das Friedrich-Flick-Gymnasium war und ist kein Einzelfall. Auch in anderen Städten sind Schulen, Straßen oder Plätze nach Personen benannt, die nicht als Vorbilder taugen. Die Stadt Münster hat ein tolles Projekt gestartet, via Internetseite informiert man dort über "belastete" Straßennamen und möchte so Diskussionen vor Ort stützen, anregen und versachlichen: http://www.muenster.de/stadt/strassennamen/

Mo

05

Dez

2011

Flick-Enkel: "Verantwortung trägt jeder Deutsche, ich als Flick trage sie doppelt."

In einem Interview mit der Berliner Morgenpost zu seinen Aktivitäten gegen Rechtsextremismus nimmt der Enkel von Friedrich Flick auch Stellung zu seiner Familiengeschichte. Die "dunkle Geschichte" seiner Familie, so Friedrich Christian Flick, sei familienintern immer ein Tabu gewesen: "Ich habe keine Schuld für das Verhalten meiner Vorväter, aber fühle eine Verantwortung, eine ganz besondere Verantwortung. Diese Verantwortung trägt jeder Deutsche, ich als Flick trage sie doppelt." Das ganze Interview auf den Seiten der Berliner Morgenpost: http://www.morgenpost.de/kultur/article1845247/Kunstsammler-Flick-engagiert-sich-gegen-Rechts.html

 

Nachtrag, eine ausführlichere Version des Interviews findet sich auch auf den Seiten von Welt-Online: http://www.welt.de/vermischtes/prominente/article13749292/Mick-Flick-und-das-Gift-des-rechten-Gedankenguts.html

Mi

09

Nov

2011

„Wer ist unsere Zukunft? Es sind unsere Kinder und Jugendlichen auf den Schulen, die echte Vorbilder brauchen.“

Gedenkanzeige (zum Vergrößern bitte anklicken)
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6.11.2011. Gedenkansprache am Grab des vor 70 Jahren ermordeten Siegeners Walter Krämer, dem Schlosser, linken Landespolitiker und Lebensretter


von Hans-Walter Klein


„Wer ist unsere Zukunft? Es sind unsere Kinder und Jugendlichen auf den Schulen, die echte Vorbilder brauchen.“

Mit dieser Feststellung beendete der damalige Bürgermeister Rudolf Biermann, CDU, am 6. November 2008, heute vor genau drei Jahren, seine Rede in der vollbesetzten Kreuztaler Stadthalle. Der Stadtrat hatte sich wegen des großen Bürgerinteresses am spektakulärsten Tagesordnungspunkt dort versammelt, vor der Tür standen Übertragungswagen für Radio- und Fernsehliveberichte.  

Sie alle kennen diesen TO-Punkt und den Ausgang der Ratsdebatte: Auch mit Stimmen aus den bürgerlichen Parteien sprach sich die Mehrheit der gewählten Volksvertreter dafür aus, das städtische Gymnasium vom Namen des in Nürnberg als Kriegsverbrecher verurteilten Friedrich Flick zu befreien.

Flickens Fritz aus Ernsdorf, NS-Finanzier und Mitglied des „Freundeskreises Reichsführer SS Heinrich Himmler “, Zwangsarbeiterausbeuter und skrupelloser Aktienbesitzer.
Notabene: Es war eine Befreiung, die zu einem großen Teil von außerhalb betrieben worden war. Die Schule selbst versuchte sich in einer Art Spagat des „Sowohl-als-auch“. Und nach Ansicht unbelehrbarer Ortsansässiger war (und ist vermutlich auch heute noch) der „Alte Fritz“ der „große Sohn Kreuztals“ im Lodenmantel, mit dem man auch gerne einmal ein Butterbrot geteilt hätte.   

Friedrich FLICK war nie Vorbild, er ist keines und sollte möglichst nie eines werden!

Es sei denn für ausschließlich an der eigenen Profitmaximierung interessierte Börsenjobber und Finanzjongleure, denen das Wohl der Allgemeinheit einen feuchten Kehricht wert ist. Über die Folgen ihres Wirkens kann sich jeder aktuell tag-täglich in der Tagesschau informieren.

WALTER KRÄMER hingegen war, ist und bleibt ein Vorbild für alle Menschen!

Er war fleißig und strebsam, hilfsbereit und tatkräftig – Für ihn galt das Motto „Hällob zogepackt!“. Wir konnten diese Aufforderung letztens auf den regionalen Wahlplakaten einer der Parteien lesen, die ihn im Siegener Rat eigentlich schon, aber dann doch so auf diese Art und Weise sic rebus standibus nicht wieder so recht meinten ehren können zu dürfen.

Walter Krämer war politisch-gesellschaftlich engagiert, bildungsorientiert, ein wissensdurstiger Medizin-Autodidakt und –Innovator.

Er schaffte den Aufstieg vom schlichten Schlosser und einfachen Marinesoldaten zum Parteifunktionär und Landespolitiker. Und schließlich, unter den unvorstellbaren Bedingungen eines deutschen Konzentrationslagers, zum faktischen Doktor der Medizin - ohne Promotion, aber seine „Doktorarbeit“ jeden miesen KZ-Tag neu gegen selbst-ernannte deutsche Herrenmenschen „verteidigend“. Er wurde ein Arzt, der den Eid des Hippokrates nie abgelegt hatte, ihn aber über alle Maßen erfüllte.

Walter Krämer besaß Organisationstalent und Mut ohne gleichen im ständigen Ankämpfen gegen die unberechenbare Willkürherrschaft im Lager. Er und andere Widerstandskämpfer tricksten oft erfolgreich die braunen brutalen Landsleute von der schwarzen SS aus.

Ein Beispiel aus dem Bericht des Internationalen Lagerkomitees Buchenwald von 1946:

„Um den erbärmlichen Zuständen in der Chirurgischen Abteilung abzuhelfen, baute man 1940/41 den sogenannten OP II mit Röntgenraum. Zu diesem Neubau, der überhaupt nicht genehmigt war und bis heute (1946, hwk) noch in keinem Plan steht, wurde von der SS kein einziger Ziegelstein bewilligt. Buchstäblich jedes einzelne Stück musste an den Außenstellen dem Kommando gestohlen und ins Lager gebracht werden.  Diese Baumaterialien gingen den Nazis auf solche Art für ihre Industrieunternehmungen verloren. Auch die Inneneinrichtung und alle Instrumente, vom Kleiderhaken bis zum Röntgenapparat wurde aus Häftlingsmitteln bestritten.“
(Eine für die Nachkriegszeit bezeichnende, heute etwas beklemmende Marginalie: Die mit zwei Klammern als Taschenbuch zusammen getackerte Originalausgabe aus dem Thüringer Volksverlag schreibt SS in Runenform!)    

Und dann war Walter Krämer auch noch „Sejerlänner“, 100% von hier! Daran erinnerte und dies belegte ausführlich noch einmal Krämer-Biograph Prof. Karl Prümm in seinem Vortrag im Aktiven Museum am letzten Sonntag.

Walter Krämer war und ist und bleibt ein Vorbild!

In der Facharbeit der Jahrgangstufe 12 einer Schülerin des GAM über den Umgang mit der NS-Geschichte in Siegen, in der sie sich zwangsläufig auch mit dem Gedenken an Walter Krämer ausführlich auseinandersetzt, heißt es 2004:

„Natürlich können sehr viele heute lebende Deutsche nicht verantwortlich für die Verbrechen der NS-Zeit sein, sie haben sie ja nicht miterlebt, bzw. waren Kinder oder Babies. Aber es waren Deutsche, die die KZs gebaut haben und die, ob nun wissentlich oder unwissentlich, gewollt oder ungewollt, für die Verfolgung und Vernichtung von Millionen Menschen (mit-)verantwortlich sind.
Die heute so viel zitierte und geforderte  Zivilcourage hat vielen anscheinend gefehlt. Und gerade daran sollte man sich meiner Meinung nach erinnern, damit die Wichtigkeit von Zivilcourage, Toleranz und einem "gesunden, kritischen Bewusstsein" deutlich wird und zeigt, wie weit es kommen kann, wenn diese nicht vorhanden sind.“

Der Kämmerer und erste Beigeordnete Reinhold Baumeister begrüßte am 22. 10. 2011 als offizieller Vertreter von Rat und Verwaltung der Stadt Siegen im KrönchenCenter die Teilnehmer unseres Symposiums „Leben im Widerstand“.
Er sagte über Walter Krämer: „Er war ein Mensch, der anderen half, zu einer Zeit und einem Ort, die von Entmenschlichung gezeichnet waren.“ Und Herr Baumeister fügte hinzu, Humanität kenne kein Parteibuch.

Der Politikwissenschaftler Dr. Ulrich Peters ist Autor eines (leider vergriffenen) Standardwerks zur  Geschichte des kommunistischen Widerstands in Buchenwald. Ausgehend von der Betrachtung der allgemeinen Lagergeschichte schilderte er ausführlich die positiven Folgen des bewussten Widerstands der Kommunisten für das gesamte Lager.

Am Ende seines Vortrages zitierte er den österreichischen Buchenwald-Häftling Benedikt Kautsky. Dieser bewertete 1946 das Handeln der politischen Häftlinge, die „in diesen Tagen (April 1945, hwk) in meisterhafter Weise Mut und Klugheit richtig mischend das Lager geführt und 21 000 Häftlingen das Leben gerettet haben. Ich als Sozialdemokrat lege auf diese Feststellung umso größeren Wert, als es sich in den verantwortlichen Stellen fast ausschließlich um Kommunisten handelte, die in vorbildlicher internationaler Solidarität allen Antifaschisten ohne Unterschied der Partei, der Nation oder Konfession ihre Hilfe zuteil werden ließen.“    

Das Fazit des Politikwissenschaftlers Peters:
„Die großen Verdienste der Kommunisten im Buchenwalder Widerstand sind historisch zweifelsfrei belegbar und bewiesen. Es gibt Verfehlungen einzelner, aber sie ändern daran nichts.
Was konkret Walter Krämer anbelangt, er war nicht nur ein standhafter Antifaschist und Retter für viele, sondern auch ein einwandfreier Charakter, von einer Größe, der viele nur nacheifern können. Man kann ohne Übertreibung sagen, Krämer war ein Pfundskerl und jemand, den man sich ohne Bedenken zum Vorbild nehmen kann.
Wer versucht, Walter Krämers Andenken in ein schlechtes Licht zu rücken, etwa mit der Begründung, er sei ja Kommunist gewesen bzw. mit der Begründung, er sei ja Anhänger einer totalitären Ideologie gewesen, setzt sich nicht nur über die Erkenntnisse der historischen Forschung hinweg, sondern verwehrt auch einem aufrechten Humanisten die verdiente Anerkennung. “

Den zweiten Schwerpunkt des Symposiums bildete der Vortrag von Prof. Dr. Kurt Pätzold. Der anerkannte Faschismus-Forscher ist nicht zuletzt Co-Autor einer wiederholt aufgelegten „Geschichte der NSDAP von 1920 – 1945“, in der es u. a. um die Rolle der Millionen Deutschen geht, ohne deren Tun und Lassen der Aufstieg der NSDAP-Führer in die Staatsmacht, der Weg in den Holocaust und in den Zweiten Weltkrieg nicht möglich gewesen wäre.

Prof. Pätzold fasste seine Ausführungen über „Die Massengefolgschaft und die Einsamkeit des Widerstandskämpfers“ so zusammen: „Die Geschichte des deutschen antifaschistischen Widerstandskampfes ist die Geschichte eines Wirkens unter den schwierigsten objektiven und subjektiven Bedingungen, und dass sie in so hohem Grade ein Opfergang wurde, ist eben diesen Bedingungen geschuldet gewesen. Sich den Reihen dieser Minderheit anzuschließen, dazu gehörten Charakter- und Überzeugungs- und ... zudem noch Glaubenskräfte.“

Unter Bezug auf den bekannten Martin-Luther-Spruch vom Apfelbaumpflanzen am letzten Lebenstag stellte der Historiker fest: „Die deutschen Widerstandskämpfer waren solche Pflanzer. Menschen wie sie werden im 21. Jahrhundert noch und mehr noch gebraucht.“

Für ihn liegt der Wert und die Notwendigkeit einer Erinnerung im öffentlichen Raum - in Siegen hier und jetzt also an Walter Krämer - darin begründet, dass ein erheblicher Teil der Menschen der Geschichte in der Landschaft, in der Stadt, dort wo man lebe und wohne, begegne und von dort die Anstöße beziehe.  

Heute vor drei Jahren gab es im Kreuztaler Stadtparlament eine Mehrheit über alle Parteigrenzen hinweg, die feststellte: Flick ist KEIN Vorbild!
In Siegen gilt immer noch das Prinzip Hoffnung und wir warten auch nach Jahrzehnten immer noch auf eine angemessene Würdigung unseres Vorbilds Walter Krämer.

Ich hoffe, unser Warten wird nicht ein „Warten auf Godot“.
Deshalb zum Schluss noch ein optimistisches Wort. Es stammt vom schon zitierten Stadtkämmerer Baumeister, der vor 14 Tagen meinte, „..., dass wir uns in dieser Debatte auf einem guten Weg befinden. Alles deutet darauf hin, dass eine einvernehmliche Lösung in Form einer Platzbenennung gefunden werden kann.“

Und ich füge hinzu, angemessene Würdigung heißt für uns, die VVN-BdA: Nicht versteckt  auf irgendeinem Gelände, sondern alltäglich präsent im Siegener Stadtbild und damit auch den hier lebenden und aufwachsenden Menschen jetzt und in Zukunft vertraut.

In der letzten Zeit haben sich auf mehreren Veranstaltungen im KrönchenCenter und im Aktiven Museum ausgewiesene Experten zur Erinnerungskultur in Siegen geäußert.
Alle Fachleute waren sich einig und haben zweifelsfrei belegt: Walter Krämer ist ein Vorbild, ein großer Sohn dieser Stadt, der endlich den Platz in der öffentlichen und offiziellen Erinnerung bekommen muss, der ihm zusteht

Das wäre jetzt eigentlich mein Schlusssatz gewesen, aber ich erlaube mir noch einen Zusatz, der mir auch ein persönliches Bedürfnis ist. (Und wer mich kennt, der weiß warum.)
Ich habe einige der Geschichtsexperten zitiert; zwei weitere möchte ich noch namentlich erwähnen, denn sie haben nicht unwesentlich dazu beigetragen, dass in Siegener Stuben, Schulen und Zeitungen nicht mehr die Realität verbergend von der „dunklen Zeit“ geredet wird, wenn vom Faschismus im Siegerland die Rede ist:

Zum einen Dr. Ulrich Friedrich Opfermann, der nicht nur bedeutende Bücher schreibt, sondern sich und sein Wissen auch immer wieder in den erinnerungspolitischen  Auseinandersetzungen der Gegenwart bereitwillig zur Verfügung stellt.

Und natürlich vor allem Klaus Dietermann, dessen immense Verdienste hier niemandem mehr erklärt werden müssen. Klaus befindet sich zu dieser Stunde mit einer Siegener Gruppe auf dem Ettersberg und gedenkt dort Walter Krämers. Ich möchte ihn von hier, von der Grabstätte Walter und Liesel Krämers in der Hermelsbach aus, ganz herzlich grüßen.

So

30

Okt

2011

Schulnamen andernorts: Widerstandkämpfer statt Mitläufer

In Hamburg-Barmbek wurde ein Zeichen gesetzt. Dort trägt die Stadtteilschule nun den Namen des Widerstandskämpfer Helmuth Hübener. Mehr Informationen hier: http://nrw.vvn-bda.de/texte/0865_schule.htm

Mehr über Helmut Hübener PDF: http://www.nrw.vvn-bda.de/bilder/hu_bener_web.pdf

 

Mi

05

Okt

2011

Unternehmerische Verantwortung

Tobias Bütow berichtet auf ZEIT ONLINE über die Enge Verbindung von Unternehmern und Bankiers zum NS-Regime. Viele waren über die Verbrechen der Nazis im Bilde: "So erreichte Friedrich Flick und seine leitenden Mitarbeiter im November 1941 ein Rundschreiben des Hauptgeschäftsführers der Wirtschaftsgruppe Eisenschaffende Industrie mit einem Reisebericht aus dem Osten...." Online unter: http://www.zeit.de/2011/40/NS-Unternehmer

Sa

28

Mai

2011

Siegener CDU verweigert Nazi-Gegner Ehrung

"Siegen. Der Appell des Zen tralrats der Sinti und Roma, die Transparente im Ratssaal und die geheime Abstimmung nutzten nichts: Die Benennung einer zentralen Brücke nach Walter Krämer ist erneut und denkbar knapp an einer konservativen Mehrheit gescheitert...." Mehr in der Westfälischen Rundschau

 

Kommentar hier: http://www.derwesten.de/staedte/siegen/kommentar/Eine-Schande-fuer-Siegen-id4692697.html

Do

03

Mär

2011

Schüler verurteilen Flick zu 20 Jahren Gefängnis

"Neu-Isenburg. Keine Gnade! – Das dachten sich die Schüler, die an einem Projekt des «Model International Criminal Court» (MICC) in Polen teilnahmen und in die Rolle von Richtern des Internationalen Gerichtshofes geschlüpft waren. Konkret simulierten die jungen Leute den Fall des deutschen Großindustriellen Friedrich Flick, der 1947 vom Nürnberger Kriegstribunal wegen Sklavenarbeit und Teilnahme an Verbrechen der SS zu sieben Jahren Haft verurteilt..." (lesen Sie den ganzen Artikel auf den Seiten der Frankfurter Neuen Presse hier)

Update: Inzwischen berichtet auch op-online.dehttp://www.op-online.de/nachrichten/neu-isenburg/schueler-versuchen-sich-anwaelte-1145082.html

Fr

04

Feb

2011

Überhaupt nichts gelernt

"Man liest, stockt und wird zornig: „Zentralrat der Luden“ heißt die Mannschaft, die beim Sparkassen- „Planspiel Börse“ ins Rennen gegangen ist."

Kommentar auf DerWesten von Steffen Schwab: http://www.derwesten.de/staedte/siegen/kommentar/Ueberhaupt-nichts-gelernt-id4241415.html

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Mi

17

Nov

2010

Flick, Vorbild für die NPD?

Wie viele Nazis verträgt eine öffentliche Diskussion über „Erinnerungskultur und die Causa Flick“? Antwort: Keinen. Doch um dem „Bildungsauftrag“ genüge zu tun, verzichtete Chris Humbs, Vorsitzender der „Projektgruppe Zwangsarbeit“, bei einer Podiumsdiskussion in Schwandorf auf die Durchsetzung seines Hausrechts. Zwanzig junge Nazis, NPD-Mitglieder aus Schwandorf und Amberg, durften bleiben. Den Kritikern der Friedrich-Flick-Straße verschlug es die Sprache.....(Hier weiterlesen: http://www.regensburg-digital.de/„der-pole-soll-da-hin-gehen-wo-er-hergekommen-ist“/17112010/)

 

Bericht von Deutschlandfunk: http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2010/11/15/dlf_20101115_1412_10f7c3f8.mp3

Mi

10

Nov

2010

Schwandorf und das Städtedreieck unterm Hakenkreuz – NS-Zwangsarbeit im ländlichen Raum

Eine Ausstellung in Bayern verdeutlicht die Dimension der NS-Zwangsarbeit in der Region und dokumentiert die fortlaufende Diskussion um Friedrich Flick.

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Sa

06

Nov

2010

Freundeskreis Himmler doch kein harmloser Herrenclub

Freundeskreis Himmler doch kein harmloser Herrenclub - Friedrich Flicks Mitgliedschaft muss neu bewertet werden

 

Rezension von Dr. Oliver Hirsch (hier)

Mo

18

Okt

2010

Der Preis des Schweigens

Di

28

Sep

2010

„Flick-Gymnasium“ geht auf Tournee

Bundespräsident Wulff eröffnet Zwangsarbeiterausstellung in Berlin

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Fr

23

Jul

2010

"Flick kein Verbrecher"

Mit einem Leserbrief antwortet heute Horst Heimann aus Oberdresselndorf auf den Leserbrief von Joe Mertens, den wir hier bereits dokumentierten. Herr Heimann scheint sich mit seiner Antwort gleichzeitig für den ekligsten Leserbrief des Jahres bewerben zu wollen, wir dokumentieren seinen Debattenbeitrag:

 

Flick kein Verbrecher (SZ vom 23. Juli 2010):
"Zum Leserbrief von Joachim Mertens „Legendenschild“ (SZ vom 6. Juli): Netphen hat es dank Ihrer Anwesen-heit zu vielerlei antifaschistischen, antirassistischen Vorstellungen gebracht. Ja, man muss glauben, dass es dort besonders erforderlich ist, vielen Menschen den rechten Weg zu zeigen. Sogar ganze Schulklassen werden in der Zeitung bildlich vorgeführt. So hat man auch versucht, Friedrich Flick (er ist tot, kann sich nicht mehr wehren) durch Be richte und Filme in ein möglichst schlechtes Licht zu rücken. Doch können Bilder täuschen, wenn die
Berichte dazu entsprechend sind. Mir haben zuletzt die zwei Fortsetzungen gut gefallen. So besteht bei allem kein Anlass, ihn als Verbrecher zu bezeichnen. In Nürnberg, wo Sieger über Besiegte richteten, als Ziel, die deutsche Wirtschaft zu zerschlagen, so dass diese nie mehr auf dem Weltmarkt auftreten konnte. Dieses war nach den Ost-West-Streitigkeiten nicht weiter durchführbar. Meine Mutter sagte schon lange vor Kriegsende: „Wegen uns werden die sich noch an die Hälse gehen.“ Nun dieses: Die Deutschen nicht alle verhungern zu lassen, weil man sie in der Mitte Europas noch brauchte, hat vielen Wirtschaftsführern in Westdeutschland die Freiheit gebracht, darunter auch Friedrich Flick. Herr Mertens sucht die Straßenbezeichnungen mit einem Legendenschild zu versehen, weil dort ein „Kriegsverbrecher“ geehrt würde. Er hat ganz übersehen, dass in dieser Welt die größten Kriegsverbrecher mit hohen Auszeichnungen und Ehrungen versehen wurden. Und dann die Sache mit den Zwangsarbeitern und Flick, da bleiben noch einige Nuancen zu berücksichtigen. Wer ist Zwangsarbeiter, wer freiwillig, wer wurde durch Arbeit in Betrieben vor Schlimmerem verschont? Unsere Brüder und Väter starben an den Fronten. Was ist mit den Millionen von deutschen Kriegsgefangenen, welchen durch die Sieger der Status als Kriegsgefangene genommen wurde. Sie waren rechtloser als Zwangsarbeiter und starben zu Millionen.
Sie sind, bis heute nicht gezählt, auch ohne Denkmal geblieben."

Mo

05

Jul

2010

Offener Brief an den Bürgermeister der Gemeinde Burbach

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Di

22

Jun

2010

Grüne möchten Schluss mit Flick-Straße machen

Wie die Siegener Zeitung vom 22. Juni berichtet, beantragen die Grünen in Burbach (Siegen-Wittgenstein) die dortige Friedrich-Flick-Straße umzubenennen. Sie werden mit den Worten zitiert: „Wir wollen nicht, dass weiterhin in Burbach durch einen Straßennamen ein verurteilter Kriegsverbrecher geehrt wird". Die Ratssitzung findet am 29. Juni statt. Man darf darauf gespannt sein, ob es zu einer Debatte kommen wird.

Mo

14

Jun

2010

Prügel-Vorbild in Amöneburg

Auch in Amöneburg hat man sich eine ganz besondere Person als Vorbild ausgesucht und ihm zu Ehren einen Straßen nach ihm benannt, die Dr. Josef Gutmann Straße. Der Priester und ehemaliger Leiter des Amöneburger Gymnasiums wird nun in der Diskussion um Missbrauch in der kath. Kirche als Schläger bezichtigt. Einige seiner Opfer kämpfen daher gegen den Straßennamen, doch die örtliche CDU macht da nicht mit: Video beim hessischen Rundfunk abrufen.

 

Vielleicht Schreiben Sie einfach mal der Stadtverwaltung oder dem Fraktionsvorsitzenden der örtlichen CDU:

stadtverwaltung@amoeneburg.de

http://www.cdu-amoeneburg.de/index.php?ka=1&ska=profil&pid=5

 

Do

27

Mai

2010

Flick Ehrungen müssen weg

Straßenschild in Maxhütte-Heidhof (Quelle: Mittelbayrische Zeitung)
Straßenschild in Maxhütte-Heidhof (Quelle: Mittelbayrische Zeitung)

Kein Scherz, keine Realsatire! Es gibt sie immer noch die Straßen benannt nach Friedrich Flick und sogar ein Friedrich-Flick-Stadion findet man in Deutschland im Jahr 2010 noch immer. Diese Huldigungen vergangener Tage verhöhnen die Opfer des Nazi-Terrors und setzen ein falsches Zeichen für künftige Generationen, sie müssen endlich verschwinden.

Diskutieren Sie dazu auf den Seiten der Projektgruppe Zwangsarbeit: http://www.projektgruppe-zwangsarbeit.de/gaestebuch.html

Fr

21

Mai

2010

Flick – Geschichtsdoku auf ARTE und ARD

Vorberichterstattung im Radioprogramm von SWR 2:

Der große Spender - Vom schwierigen Umgang mit dem Flick-Erbe

Mittwoch, 26.5.2010, 19:05 bis 19:20 Uhr

 

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Di

23

Mär

2010

Bölls Katharina Blum am SGK

(zum vergrößern anklicken)
(zum vergrößern anklicken)

In der Westfälischen Rundschau vom 22.3.2010 findet sich ein Kommentar von Thilo Schmidt zur Aufführung von Heinrich Bölls Werk "Die verlorene Ehre der Katharina Blum", den wir hier dokumentieren.

Mo

22

Mär

2010

SPD in Schwandorf sieht in Flick-Straße Verhöhnung der Opfer

Die SPD im bayrischen Schwandorf setzt sich nun mit deutlichen Worten für eine Umbenennung der Friedrich-Flick-Straße ein. Die Stadtratsfraktion sieht in der Namensgebung eine Verhöhnung der Opfer und möchte die Umbenennung auch als ein Symbol im Kampf gegen den Rechtsextremismus verstanden wissen.

Der ganze Bericht in der Mittelbayrischen Zeitung hier.

Fr

19

Mär

2010

Humbs gegen den Mythos Flick

 

Der Name Chris Humbs dürfte einigen Kreuztalern bekannt sein. Der Redakteur des ARD-Magazins Kontraste hat mit seinem Bericht über den Namensstreit um das Gymnasium Kreuztal nachhaltig Eindruck hinterlassen.

Nach seiner Recherche in Kreuztal stieß Humbs darauf, dass auch in seiner bayrischen Heimat der "Mythos" Flick in Form diverser Namensgebungen gepflegt wird. Und wer sich mit der Situation in der bayrischen Provinz beschäftigt wird zahlreiche Parallelen zu Kreuztal entdecken.

Humbs gründete die "Projektgruppe Zwangsarbeit", die nun u.a. mit einer Ausstellung vor Ort aktiv ist und anstrebt besonders im ländlichen Raum auf das Thema Zwangsarbeit hinzuweisen.

 

Darüber berichtet neben der lokalen Presse nun auch die Süddeutsche Zeitung:http://www.sueddeutsche.de/95838Q/3267876/Wenn-ein-Mythos-wankt.html 

Auf der Internetseite der Projektgruppe gibt es inzwischen auch ein Gästebuch, welches zur Diskussion genutzt werden kann: http://www.projektgruppe-zwangsarbeit.de/gaestebuch.html

 

Mo

01

Mär

2010

Eröffnung der Ausstellung „Städtedreieck unterm Hakenkreuz – NS-Zwangarbeit im ländlichen Raum“ in Maxhütte Haidhof

Während des Zweiten Weltkriegs waren auch in der Region Zwangsarbeiter eingesetzt, vom Stahlwerk über die Landwirtschaft, bis zum Frisör. Im Umfeld der Ausstellung gibt es Kontroversen um die nach Friedrich Flick benannten Straßen in Maxhütte-Haidhof und Teublitz.

Mehr unter: http://www.otv.de/default.aspx?ID=2147&showNews=653287

sowie: http://www.mittelbayerische.de/index.cfm?pid=3077&pk=527677&p=1

So

28

Feb

2010

Wie viel Moral verträgt die Wirtschaft: Friedrich Flick: Vorzeigeschurke oder ehrenwerter Geschäftsmann?

Diese Frage wird am heutigen Tag in Burglengenfeld im Rahmen des Programms zur Eröffnung der Pilotausstellung „Städtedreieck unterm Hakenkreuz – NS-Zwangsarbeit im ländlichen Raum” diskutiert. Veranstalter ist die "Projektgruppe Zwangsarbeit", auf dem Podium u.a. der ehemalige Kreuztaler Bürgermeister Rudolf Biermann.

 

Informationen zur Veranstaltung auf den Seiten der Veranstalter: http://www.projektgruppe-zwangsarbeit.de/projektgruppezwangsarbeit.html

Ein Presse Vorbericht finden Sie hier: http://r-digital.de/?p=6758

Mo

01

Feb

2010

Projektgruppe "Zwangsarbeit" online

Wer das Erinnern nicht kultiviert, fördert das Vergessen.

 

Zwölf Millionen Menschen aus ganz Europa mussten während des Zweiten Weltkriegs im nationalsozialistischen Deutschland Zwangsarbeit leisten. Die betroffenen Männer, Frauen und Kinder wurden aus ihren Heimatländern verschleppt oder als Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge zwangsrekrutiert, um Sklavenarbeit für die selbst ernannten „Herrenmenschen“ zu verrichten. Sie arbeiteten zumeist unter menschenunwürdigen Bedingungen – vor allem in der Rüstungsindustrie und Landwirtschaft. Aber auch im Frisörsalon oder im Gasthaus nebenan.Während die Geschichte und die Geschichten der Zwangsarbeiter in größeren Städten weit gehend erforscht und in Ausstellungen veröffentlicht wurden, hat das Schicksal der Deportierten in den ländlichen Regionen Deutschlands noch wenig Beachtung gefunden.Die Projektgruppe „Zwangsarbeit” will diejenigen in den kleineren Kommunen unterstützen, die gegen das Vergessen eintreten, die zumeist unausgewertete Archive vor Ort sichten und in Gesprächen mit Zeitzeugen die oft ganz eigene „Sklavengeschichte” der Region entdecken und dokumentieren. Unsere speziell für kleinere Städte und Gemeinden konzipierte Wanderausstellung „NS-Zwangsarbeit im ländlichen Raum” soll diesen Vorreitern eine Basis für ihre Pionierarbeit bieten und einen Impuls für die nachhaltige Forschung vor Ort geben.Es ist fünf vor zwölf – die ehemaligen Zwangsarbeiter sind heute meist über 80 Jahre alt und werden nicht mehr lange von ihren Erfahrungen berichten können. Ihre Erinnerungen machen Geschichte aber erst lebendig und unmittelbar – vor allem für die jüngeren Generationen.

 

Zur Internetseite des Projekts: http://www.projektgruppe-zwangsarbeit.de

Mi

18

Nov

2009

Souveränes Verhältnis zum „großen Sohn“ der Stadt aufbauen

Kurt Schilde, Oliver Hirsch, Norbert Frei und Tim Schanetzky auf dem Weg zum Podium
Kurt Schilde, Oliver Hirsch, Norbert Frei und Tim Schanetzky auf dem Weg zum Podium

Am 16. November 2009 waren die beiden Historiker Norbert Frei und Tim Schanetzky zu Gast in Kreuztal. Auf Einladung der Initiative Flick-ist-kein-Vorbild, des DGB sowie des VVN-BdA haben sie ihr neues Buch Flick – Der Konzern, die Familie, die Macht vorgestellt. Nicht so sehr die Verstrickung Friedrich Flicks in die Zeit des Nationalsozialismus und seine Rolle bei der Zwangsarbeit, sondern der Beginn seiner Karriere im Siegerland sowie der gescheiterte Versuch der Gründung einer Familiendynastie standen bei der diesjährigen Lesung im Vordergrund.

In seinem Schlusswort schilderte Tim Schanetzky dem Kreuztaler Publik seinen Blick auf die Stadt: „Ich war schon gespannt hierher zu kommen, weil ich diese ganze Diskussion und das ganze aufeinander Einschlagen – so wirkt es von außen – einer Stadt beobachtet habe und sehen wollte, wie der Abend wird. Mein Eindruck: Es ist ruhiger und besonnener geworden.“ Die politischen Vertreter, so Schanetzky, hätten mit der Umbenennung des Kreuztaler Gymnasiums eine angemessene Entscheidung getroffen. Über sie sollte man weiter nachdenken, die Debatte abzuschneiden oder abzuschließen sei der falsche Weg. Niemand in Kreuztal solle dies als das Rühren in einer Wunde empfinden, sondern als einen normalen Prozess der Emanzipation von einem Stifter, der (bzw. dessen Erben) sich inzwischen vollständig aus der Stadt verabschiedet hat. Die Kreuztaler sollten nun versuchen ein stadtbürgerlich souveräneres Verhältnis zum „großen Sohn“ der Stadt aufzubauen.

 

Das 40-Jährige Jubiläum des Städtischen Gymnasium Kreuztal, also des ehemaligen Friedrich-Flick-Gymnasiums, war vielleicht ein Anfang dafür. Allerdings kann man von der Schule ausgehend noch immer nicht klar erkennen, wie sie mit ihrer Geschichte verantwortlich umzugehen gedenkt. So kamen im Rahmen der Festveranstaltungen mit dem ehemaligen Schulleiter Günter Schweizer oder dem ehemaligen Schüler Dr. Michael Inacker erneut und ausschließlich diejenigen zu Wort, die nicht bereit sind sich von Friedrich Flick zu emanzipieren; auch ein Jubiläums-Schulfilm, der Journalisten als anonyme Angreifer sowie die „Umbenenner“ als schwarz maskierte Gestalten darstellt und welcher die Umbenennung eher lächerlich macht, wirkte befremdlich. Auf der anderen Seite zeigte eine Ausstellung zum Tag der offenen Tür der Schule (siehe Fotoserie) jedoch auch, dass man bereit ist sich der eigenen Geschichte zu stellen. Es bleibt also zu hoffen, dass Tim Schanetzky recht behält und die Stimmung in Kreuztal besonnener ist und bleibt. Die Initiative Flick-ist-kein-Vorbild jedenfalls möchte die Diskussion um Flick weiterführen und hofft darauf, dass Veranstaltungen wie die gestrige Lesung, zukünftig auch gemeinsam mit der Schule möglich sein werden. 

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Di

10

Nov

2009

Jubel, Trubel, Heiterkeit

40 Jahre Gymnasium in Kreuztal - 39 Jahre davon als Friedrich-Flick-Gymnasium, eines als Städtisches Gymnasium Kreuztal - das kann und darf gefeiert werden! Bei dieser Ausgelassenheit darf man natürlich auch die ernsten Dinge des Lebens nicht vergessen. So kam es dann wohl auch dazu, dass Günter Schweizer, "Schulleiter der ersten Stunde", laut Siegener Zeitung in der gestrigen Jubiläumsfeier in der Kreuztaler Stadthalle "an die schwierigen Zeiten der Schulgründung" erinnerte und "nochmals deutlich [machte], wie wesentlich seinerzeit die Spende des einstigen Namensgebers Friedrich Flick für den Ausbau der Kreuztaler Schullandschaft gewesen sei." (siehe auch Westfälische Rundschau vom 10.11.2009)

Es bleibt zu hoffen, dass Günter Schweizer (oder ein anderer, der öffentlich Rede Mächtiger) auch auf die schwierigen Zeiten hingewiesen hat, die all die Sklavenarbeiter in Friedrich Flicks Fabriken durchlebt haben, deren entsetzliche Lage wesentlich durch den einstigen Namensgeber des Kreuztaler Gymnasiums verursacht wurde. Eben jener Flick, der fleißig spendete um die öffentliche Meinung für sich zu gewinnen, der sich aber Zeitlebens weigerte eben diesen Zwangsarbeitern auch nur eine Mark an Entschädigung zu zahlen. Herr Schweizer hat vermutlich "vergessen" auf diesen Umstand hinzuweisen. Angesichts der Tatsache, dass eine solch überflüssige Bemerkung, offenkundig ohne Widerspruch, am Abend des 9. November 2009 gefallen ist, dem 71. Jahrestag der Reichspogromnacht, ist dies mehr als peinlich. Aus gegebenem Anlass also NDR Extra 3 vom 25.9.2008 mit Günter Schweizer:

 

Nachhilfe gegen das "Vergessen" am Montag den 16.11.2009 um 19:30 Uhr in der Weißen Villa in Dreslers Park.

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Mi

04

Nov

2009

Jubiläum: Städtisches Gymnasium vor einem Jahr umbenannt

Buchvorstellung am 16. November soll Beitrag gegen Vergessen leisten

 

Pressemitteilung vom 1. November 2009:

Am kommenden Freitag, den 6. November 2009 ist es genau ein Jahr her, dass das Friedrich-Flick-Gymnasium Kreuztal umbenannt wurde. Der Umbenennung ging eine rund 20jährige Debatte voraus, die vor allem im vergangenen Jahr kontrovers geführt wurde. „Zu einem wirklichen Umdenken in Kreuztal hat die Umbenennung jedoch nicht geführt“, meint Patrick Fick, Mitinitiator der Bürgerinitiative (BI) Flick-ist-kein-Vorbild, „Noch immer hört man Stimmen aus Kreuztal, die behaupten Flick habe niemandem etwas Böses getan, sei doch immer freundlich mit Filzhut und im Lodenmantel durch Kreuztal gegangen. Gegen diese Geschichtsblindheit wehren wir uns weiter.“ Die BI Flick-ist-kein-Vorbild möchte auch nach der Umbenennung des Städtischen Gymnasium an Flicks Verbrechen erinnern und seine Geschichte als gesellschaftliche Mahnung verstanden wissen. Aus diesem Anlass veranstaltet die BI am 16.11.2009 um 19:30 Uhr in der Weißen Villa eine Lesung mit Prof. Dr. Norbert Frei sowie Dr. Tim Schanetzky. Die beiden Historiker sind Mitautoren des kürzlich veröffentlichten Buches „Flick – Der Konzern, die Familie, die Macht“, welches von der Flick-Enkelin Dagmar Ottmann finanziell ermöglicht wurde. Die renommierten Historiker der Universität Jena werden ihre Forschungsergebnisse vorstellen und dem Kreuztaler Publikum für Fragen zur Verfügung stehen. Die Wissenschaftler halten in ihrem Buch u. a. fest: „Die KZ-Häftlinge wurden dem Unternehmen nicht aufgenötigt, sondern vielmehr in Eigeninitiative herangeholt.“ und treten damit auch der Behauptung entgegen Flick habe keine andere Wahl gehabt als Zwangsarbeiter in seinen Betrieben zu beschäftigen.Oliver Hirsch, Mitinitiator der BI abschließend: „Solche und andere Flick’schen Mythen geistern noch immer durch Kreuztal. Wir hoffen weiterhin darauf, dass die Verantwortlichen in Schule, Politik, Kirchen und den Vereinen ebenfalls aktiv werden und sich auch ihrer eigenen Geschichte stellen. Dass man von den Ideen, wie einem ‚Ort der Nachdenklichkeit’ als dauerhafte Ausstellung im Städtischen Gymnasium, seit einem Jahr nichts mehr hört, ist der Thematik nicht angemessen.“

 

PS: Das Gymnasium präsentiert sich zum Jubiläum mit einer neuen Internetseite. Für den Suchbegriff "Flick" erhält man dort einen ganzen Treffer. Die Informationen, die Schüler anlässliches eines Projekttages zu Friedrich Flick im vergangenen Jahr erstellt haben sind verschwunden. Verschwunden ist zur Zeit auch der Link zum Förderverein des Städtischen Gymnasiums, wer dem Förderverein beitreten möchte, kann jedoch weiterhin hier ein Beitrittsformular herunterladen: http://www.flick-ist-kein-vorbild.de/app/download/511170209/beitr_foev.pdf

Di

13

Okt

2009

Die Zweite Karriere des Friedrich Flick

Auferstanden aus Ruinen - Die zweite Karriere des Friedrich Flick: Matthias Fink schürft nach alten Wunden im einstigen Wirtschaftswunderland und rollt den Fall Friedrich Flick wieder auf: ein Unternehmer, der unter den Nazis, unter anderem durch die Ausbeutung von Zwangsarbeitern, das größte Privatvermögen Deutschlands ansammeln konnte und nach dem Ende der Naziherrschaft von den alliierten Westmächten nach nur drei Jahren Haft wieder in den goldenen Sattel gehoben wurde, um der reichste Mann im Wirtschaftswunderland zu werden. BR 2 radioWissen am Nachmittag Oktober 2009: http://www.youtube.com/watch?v=tnu2ZlAhjuM&feature=PlayList&p=86B4CFEBA771C008&index=0&playnext=1

Fr

18

Sep

2009

16.11.2009: Lesung in Kreuztal - Flick: Der Konzern, die Familie, die Macht

Autoren stellen Forschungsergebnisse in Kreuztal vor

 

Am 16. November 2009 um 19:30 Uhr in der Weißen Villa (Dreslers Park, Kreuztal) werden Prof. Dr. Norbert Frei und Dr. Tim Schanetzky ihr neues Buch vorstellen. "Flick: Der Konzern, die Familie, die Macht", so der Titel, entstand zusammen mit Ralf Ahrens und Jörg Osterloh und wird zur Frankfurter Buchmesse am 21.9 erscheinen.

Mit dem Buch stellen die Jenaer Wissenschaftler die Ergebnisse ihrer Forschung einer breiten Öffentlichkeit zur Verfügung. Ihre Arbeit wurde finanziell von der Flick-Enkelin Dagmar Ottmann ermöglicht.

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Sa

27

Jun

2009

"Mörder und ihre willfährigen Helfer wie Friedrich Flick“

In Bayern wird weiter heftig über die Friedrich-Flick-Straße(n) diskutiert. Die Mittelbayrische Zeitung (MZ) veröffentlichte am 21.6.2009 ein Schreiben der SPD-Stadträte Bernhard Rothauscher und Sebastian Bösl sowie Helga Seidemann, AsF-Vorsitzende aus Maxhütte-Haidhof. Ein Lichtblick, denn ganz offensichtlich hat man es hier mit der Sorte Politiker zu tun, die lesen und nachdenken kann. Das Schreiben auf den Seiten der MZ hier: http://www.mittelbayerische.de/index.cfm?pid=3077&pk=417028

Di

16

Jun

2009

Trotz Kriegsverbrechen: Strasse bleibt nach Friedrich Flick benannt.

Quelle: Mittelbayrische Zeitung
Quelle: Mittelbayrische Zeitung

In Bayern kann ein Kriegsverbrecher ganz offenkundig noch Vorbild sein, jedenfalls taugt er als Namensgeber einer Straße: Mittelbayrische Zeitung vom 15.6.2009: http://www.mittelbayerische.de/index.cfm?pid=3077&pk=412977 (Achtung: Der Artikel ist auf drei Seiten verteilt)

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Do

30

Nov

2017

Die Legende vom Mitläufer ist endgültig vom Tisch - Rezension von Dr. Oliver Hirsch

Rezension des Buches „Regierungsunternehmer. Henry J. Kaiser, Friedrich Flick und die Staatskonjunkturen in den USA und Deutschland“ von Tim Schanetzky, Wallstein Verlag, Göttingen, 2015 von Dr. Oliver Hirsch.

 

Tim Schanetzky untersucht in dieser Vergleichsstudie unternehmerisches Handeln in Demokratie und Diktatur. Dazu betrachtet er Henry J. Kaiser, Werft- und Stahlmagnat, am Bau des Hoover-Staudammes beteiligt und um 1944 als möglicher Vizepräsident der Vereinigten Staaten gehandelt sowie Friedrich Flick. Im Folgenden konzentriere ich mich auf die Person Friedrich Flicks, vor allem, um die Weiterführung der Argumentation Schanetzky deutlich zu machen, dass Flick nicht lediglich ein Opportunist während der NS-Zeit war. Tim Schanetzky gilt nicht zuletzt seit der Publikation von „Flick: Der Konzern, die Familie, die Macht“ zusammen mit Norbert Frei, Ralf Ahrens und Jörg Osterloh als ausgewiesener Flick-Experte.

 

Bereits in der Einleitung wird nochmals geschildert, dass zwei Anläufe, Flick das Bundesverdienstkreuz zu verleihen am Widerstand von Bundespräsident Theodor Heuss gescheitert waren. Dieser habe es sein negatives Hobby genannt, Flick diese Auszeichnung zu verweigern. Dabei habe er sich nicht an seiner Vergangenheit während des Nationalsozialismus gestört, sondern er habe dessen unternehmerische Methoden missbilligt, da Flick immer wieder feindliche Übernahmen durchgeführt und staatliche Hilfen in Anspruch genommen habe (S.8). Konrad Adenauer, der es bekanntermaßen mit der NS-Vergangenheit seiner engsten Mitarbeiter nicht so genau nahm, sorgte dann aber persönlich dafür, dass Flick doch noch 1963 seine Auszeichnung bekam.

 

Flicks wirtschaftliches Handeln war bereits früh dadurch gekennzeichnet, dass er bemüht war, seine Risiken zu verstaatlichen und Gewinne zu privatisieren. Die Weimarer Republik wurde dabei als wichtige Ressource begriffen und aktiv in seine Überlegungen einbezogen. Verträge, Kredit- und Zusatzvereinbarungen wurden derart komplex formuliert, dass die Berliner Ministerialbürokratie diesen nicht mehr folgen konnten. Es halten sich bis heute Vermutungen, dass Flick Schmiergeldzahlungen an führende Politiker, wie z.B. Außenminister Gustav Stresemann geleistet haben soll, um seine wirtschaftlichen Interessen gegenüber dem Staatsapparat durchzusetzen. Unliebsamen Journalisten wurde deren Material abgekauft, um sie ruhig zu stellen, Hartmann von Richthofen (DDP), der als Lobbyist für Flick tätig war, erhielt regelmäßige Zahlungen (S.67-71). Merkwürdige Unregelmäßigkeiten im Zusammenhang mit der Gelsenberg-Affäre 1932, wie z.B. eine äußerst lückenhafte Aktenführung seitens staatlicher Organe und die erfolgten Parteispenden seitens Flick bilden diesbezüglich eine wenig überraschende Kontinuität (S.76). Jahre später wurde deswegen immer noch geschlussfolgert, dass er gar kein richtiger Unternehmer, sondern lediglich ein Spekulant sei. Er sei ferner ein Meister in der Kunst, sich an öffentlichem Eigentum zu bereichern (S.121).

 

Flicks Engagement im „Freundeskreis Reichsführer SS“ zeigte, wie wichtig Flick die Nähe zur Staats- und Parteiführung während der NS-Zeit war. Jährlich spendete er nun 100 000 Reichsmark an die SS und auch Hermann Göring näherte er sich persönlich, den er mit üppigen Geburtstagsgeschenken bedachte und mit ihm auf die Jagd ging (S.91). Dies deutete bereits an, dass er eine Strategie verfolgte, die weit über Anpassung und Opportunismus hinausging. So stellt denn auch Schanetzky fest: „Zum anderen beteiligte sich Flick in ungewöhnlich starkem Maße an der „Arisierung“, die mit der Verschärfung der nationalsozialistischen Judenpolitik vom Frühsommer 1937 auf breiter Front einsetzte.“ (S.147) Seine Nutzung der vom NS-Staat erst geschaffenen Bedingungen sei über Anpassung und Opportunismus weit hinausgegangen (S.152).

 

Der Informationsfluss in seiner Berliner Firmenzentrale sei persönlich von ihm gesteuert worden, es sei alles auf ihn zugelaufen. Er sei stets über die Arbeit seiner Vertrauten im Bilde gewesen. Otto Steinbrinck habe sich sogar über seine „Schnüffelei“ beschwert (S.185). Folglich war Flick selbstverständlich ebenso bestens über die Ausbeutung seiner Sklavenarbeiterinnen und -arbeiter informiert und hat alles unterlassen, diesen bessere Lebensbedingungen zu ermöglichen. Dies belegen die folgenden Zitate: „Obwohl es sich um ein staatliches Programm handelte, verfügten die Unternehmen über große Handlungsspielräume. Bis 1943 war kein Unternehmen dazu verpflichtet, staatliche Rüstungsaufträge überhaupt anzunehmen, und auch zur Beschäftigung von Zwangsarbeitern war niemand gezwungen. (…) Erst recht hatten es die Unternehmen selbst in der Hand, wie sie ihre Zwangsarbeiter behandelten – welche Arbeit sie ihnen zuteilten, wie sie auf Misshandlungen reagierten, wie sie ihre Arbeiter unterbrachten und verpflegten.“ (S.285) Auch an anderer Stelle zitiert Schanetzky entsprechende Dokumente, aus denen eindeutig hervorgeht, dass Flick über das Ausmaß der Zwangsarbeit und die Lebensumstände der Arbeiterinnen und Arbeiter informiert war. Bernhard Weiss, ehemaliger Namensträger eines Krankenhauses im Stadtgebiet Kreuztal, war ebenso maßgeblich in die Ausbeutung der Sklavenarbeiter/innen involviert. Flick zeichnete entsprechende Berichte ab und durch seine Anordnungen wurde eine verstärkte Ausbeutung im Bereich der Zwangsarbeit offenkundig, bis hin zur Beschäftigung von Konzentrationslagerhäftlingen (S.292). Damit ist endgültig mit der Legende aufgeräumt, Flick sei zur Beschäftigung von Sklavenarbeiter/innen gezwungen worden und habe sogar von deren Beschäftigung nichts gewusst.

 

Unbestreitbar ist, dass die „Arisierungen“ und die Expansion durch die Okkupation Frankreichs maßgeblich zum Wachstum des Konzerns beigetragen haben. Laut Schanetzky wird unmissverständlich deutlich: „Eine Partizipation an der Staatskonjunktur war in der NS-Diktatur ab einem gewissen Punkt nur noch möglich, wenn man zugleich ihren politisch-rassistischen Referenzrahmen akzeptierte.“ (S.239) Dies steht in deutlichem Gegensatz zu einem passiven, erzwungenen Mitläufertum, das als Legende vor allem in Flicks Heimatstadt Kreuztal (Ernsdorf) immer noch kultiviert wird.

 

Die aktive Mittäterrolle Flicks wird bei folgendem Zitat deutlich: „Darüber hinaus sind im Falle Flicks sogar Versuche belegt, die politischen Rahmenbedingungen aktiv zu beeinflussen, staatlichen Druck also erst zu organisieren und systematisch für die eigenen Interessen zu nutzen.“ (S.295) In seiner Analyse macht Schanetzky deutlich, dass Flick sich nicht nur opportunistisch an die von NS-Staat geschaffenen Bedingungen anpasste, sondern gerade bei den „Arisierungen“ aktiv dazu beitrug, diesen Druck weiter zu verschärfen (S.311). Ein zentrales Beispiel dafür war der im Auftrag von Flick von Hugo Dietrich formulierte Entwurf der Verordnung über den „Einsatz des jüdischen Vermögens“, die kurz nach dem Pogrom vom 09.November 1938 tatsächlich von Göring, zu dem Flick bekanntlich engste Beziehungen unterhielt, erlassen wurde. Durch Lobbyismus arbeitete er damit aktiv auf eine Verschärfung bestehender Verordnungen hin (S.316). Mit Opportunismus und Mitläufertum hatte dieses Verhalten nun wirklich nichts mehr zu tun.

 

Als „entlastendes Argument“ wird immer wieder bemüht, dass sich andere Wirtschaftsgrößen seiner Zeit doch ähnlich verhalten hätten, man somit nichts Besonderes im Verhalten von Flick sehen könne. Schanetzkys Entgegnung pulverisiert dieses Scheinargument mit aller Deutlichkeit: „Zunächst bleibt es dabei, dass aus verbrecherischem Verhalten eine individuelle Schuld folgt, ganz gleich, ob sich viele andere ebenfalls verbrecherisch verhielten – erst recht, wenn man sich dieser Schuld schon früh bewusst gewesen ist, wie dies im Falle Flicks zu studieren ist.“ (S.381)

 

Die folgenden Zitate fassen die sehr eindeutigen Analysen von Schanetzky eindrücklich zusammen: „In diesem Sinne ging es ihm nicht nur um eine opportunistische Anerkennung oder Ausnutzung von Rahmenbedingungen, sondern auch um ihre aktive Mitgestaltung. So wie Flick von keiner staatlichen Stelle dazu aufgefordert worden war, lediglich das Minimum für das Überleben der Zwangsarbeiter zu unternehmen, war er auch nicht gezwungen, die Verschärfung von antisemitischen Verordnungen vorzuschlagen, den staatlichen Druck auf jüdische Konkurrenten zu verschärfen oder willkürliche Eingriffe in die Vertragsfreiheit zu organisieren. Grenzüberschreitungen wie diese resultieren aus dem Expansionsdrang, und indem er so handelte, stabilisierte Flick zugleich den politisch-rassistischen Referenzrahmen des Nationalsozialismus, ja wurde selbst zum Teil des Systems. Das Beispiel der „Arisierungen“ unterstreicht nachdrücklich, dass Flick diese Grenzüberschreitung im klaren Bewusstsein ihrer Tragweite vollzog. (….) Aber der Fall Flick zeigt: Offenbar bedurfte es nicht nur eines politisch-gesellschaftlichen Systems, das den Verstoß gegen diese Standards ermöglichte, sondern auch einer bewussten Entscheidung, sich dieser Mittel zu bedienen.“ (S.325)

 

Der Wiederaufstieg Flicks nach dem 2. Weltkrieg macht deutlich, dass in der damaligen Bundesrepublik statt einer Entnazifizierung eine Renazifizierung stattgefunden hat, wie sie in kürzlich veröffentlichten Analysen deutlich geworden ist: „Dabei verrät die Leichtigkeit, mit der es Flick in den ersten beiden Dekaden nach seiner Haftentlassung gelang, politische Unterstützung für die Fortsetzung seiner Karriere zu mobilisieren, viel über das vergangenheitspolitische Klima der jungen Bundesrepublik.“ (S.368)

 

Zusammenfassend lässt sich somit sagen, dass durch diese Publikation endgültig die Legende des Mitläufers widerlegt ist. Wer die Mittäterschaft Friedrich Flicks in der Zeit des Nationalsozialismus weiterhin ablehnt, leugnet historische Fakten.

Mi

18

Jan

2017

Ordensverleihung an Rudolf Biermann

VLNR: Elfrun Bernshausen, Hannelore Kraft, Rudolf Biermann, Patrick Fick
VLNR: Elfrun Bernshausen, Hannelore Kraft, Rudolf Biermann, Patrick Fick

Der Kreuztaler Bürgermeister a. D. Rudolf Biermann ist am 18.1.2017 von Ministerpräsidentin Hannelore Kraft mit dem Landesverdienstorden NRW ausgezeichnet worden. Kraft hob in ihrer Laudatio Biermanns couragierten Einsatz in der Diskussion um die Umbenennung des Kreuztaler Friedrich-Flick-Gymnasiums (heute: Städtisches Gymnasium Kreuztal) hervor. Biermann sei damit einer historischen Verantwortung gerecht geworden und habe dafür sowie sein weiteres ehrenamtliches Engagement die Auszeichnung des Landes verdient. Ministerpräsidentin Kraft erinnerte daran, dass Flick als Kriegsverbrecher verurteilt wurde und für den größten Parteispendenskandal der BRD verantwortlich war. Ein Radio-Porträt von Thilo Schmidt über Rudolf Biermann findet sich auf dessen Homepage (http://www.thiloschmidt.de/index.php?page=1&subpage=39 ebenso wie eine Reportage zur Preisverleihung und Bilanz der Umbenennung des FFG (Deutschlandradio Kultur, Länderreport vom 20.03.2017: http://www.thiloschmidt.de/admin/files/altemann.mp3

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Mo

22

Jun

2015

Umbenennung der (Hermann-)Röchling Höhe

1956 ehrte die Stadt Völklingen den verurteilten Kriegsverbrecher Hermann Röchling indem Sie einen Stadtteils nach ihm benannte. Seit Jahrzehnten schwelt in der Stadt hierzu ein Streit um die Umbenennung.

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Di

19

Mär

2013

„Siegerland zwischen Gegenwart und Zukunft“ (1971)

Zeitzeugen auf Zelluloid

20.03.2012, 20:00 Uhr
Siegen, LYZ 

 

Externer Link: http://www.siwiarchiv.de/2013/03/siegerland-zwischen-gegenwart-und-zukunft-1971/

So

09

Dez

2012

Namensstreit um den Stadtteil Hermann-Röchling-Höhe

"1956 verlieh der Stadtrat der saarländischen Mittelstadt Völklingen dem Stadtteil Bouser Höhe einen neuen Namen: Hermann-Röchling-Höhe. Doch der Geehrte ist ein zweifach verurteilter Kriegsverbrecher. Eine Bürgerinitiative hat eine Diskussion in Gang gesetzt, die jetzt in einem Kompromiss enden soll, der die Gemüter aber vermutlich dennoch nicht beruhigen wird." Tonia Koch berichtet im Deutschlandfunk: http://www.dradio.de/dlf/sendungen/dlfmagazin/1943174/

So

09

Dez

2012

(Politische) Landschaftspflege heute

Ausbau des Kindertageshauses St. Egyden mithilfe der Flick Förderstiftung: http://www.kleinezeitung.at/kaernten/villachland/velden_am_woerther_see/3181551/ganztagesnest-fuer-kinder-waechst.story

Sa

15

Sep

2012

Buchrezension: Nazi steel. Friedrich Flick and German expansion in Western Europe, 1940-1944

Marcus O. Jones ist ein Geschichtsprofessor an der U.S. Naval Academy, der sich mit moderner deutscher Geschichte beschäftigt, und ein Berater des Institutes for Defense Analyses. Seine Homepage enthält keine wesentlichen Informationen, so dass seine Motivation unklar bleibt, sich ausgerechnet mit Friedrich Flick zu beschäftigen.

Beispielhaft beschäftigt sich der Autor mit der Flickschen Aneignung der Rombach-Stahlwerke in Elsaß-Lothringen 1941. Er meint, dieser Vorgang sage viel über das Verhältnis zwischen der deutschen Wirtschaft und dem Naziregime und deren gemeinsamer Rolle bei der Enteignung und Ausbeutung der Industrieanlagen im besetzten Europa aus. Dies lässt auf eine schonungslose Analyse hoffen, diese Hoffnung erfüllte sich aber leider nicht. Zwar wird erwähnt, dass das Naziregime ohne die Beteiligung der Wirtschaftsbosse der damaligen Zeit niemals wirksame Kriegsvorbereitungen hätte treffen können, aber diese Argumentation wird nicht weiter verfolgt. Die allseits bekannte Mittäterschaft von Flick (Arisierung, Freundschaft mit Hermann Göring, Mitgliedschaft im Freundeskreis Reichsführer SS etc.) wird erwähnt, aber die Schlussfolgerungen bleiben sehr oberflächlich. Lediglich an einer Stelle kommt Jones zu einer interessanten Interpretation. Flick sei keine wesentliche ideologische Unterstützung der Nazis nachweisbar. Gerade diese Abwesenheit von Ideologie betone jedoch seine Amoralität in seinen wirtschaftlichen Entscheidungen (S.33). Flicks Unterstützer wurden nicht müde zu betonen, dass er kein Nationalsozialist war und meinten, dadurch sei er entlastet. Wenn aber jemand, der angeblich dieser Ideologie ablehnend gegenüberstand sich trotzdem als Mittäter derart schuldig gemacht hat, so zeigt dies ganz deutlich eine höchst ausgeprägte charakterliche Verrohung zugunsten maximalen Profits. Im Gegensatz zu Flick hat sich der Saarländer Stahlmagnat Hermann Röchling, der auch bei Jones mehrfach Erwähnung findet, offen zum Nationalsozialismus bekannt. Dies hat jedoch ebenso wie bei Flick nicht dazu geführt, ihn im Nachkriegsdeutschland als Mittäter zu bezeichnen. Im Gegenteil, 1956 benannte der Rat der Stadt Völklingen einen Stadtteil nach ihm. Eine Initiative zur Umbenennung (http://www.hermann-roechling.de/) sieht sich aktuell ähnlichen Widerständen ausgesetzt wie bei der Umbenennung des ehemaligen Friedrich-Flick-Gymnasiums.

Durchaus überzeugen können hingegen die Ausführungen in den Kapiteln 3 und 4, die deutlich machen, warum Elsaß-Lothringen für die Vereinigung aus Naziregime und Wirtschaft eine derart große Bedeutung als Erzreserve hatte. Plastisch beschrieben wird das Geschacher der Wirtschaftsbosse um Betriebe in diesem Gebiet, bei dem Flick seine Freundschaft zu Göring wieder einmal zugute kam, so dass dieser ihm schließlich die Rombachwerke zusprach. Von Anfang an war klar, dass Flicks Engagement nicht als Treuhänderschaft ausgelegt war, sondern seine Aktivitäten nur Sinn machten, wenn eine spätere Übernahme geplant war. Hermann Röchling versuchte vergeblich, sich gegen die Zuerkennung der Rombachwerke an Flick auszusprechen. Im Kapitel 5 wird die Führung der Rombachwerke durch Flick dargestellt. Scheinbar habe sich Flick deutlich verkalkuliert, habe mehr investieren müssen als beabsichtigt. Allerdings hätte er dadurch laut Jones bei einem anderen Ausgang des Krieges in den Folgejahren erhebliche Gewinne erwirtschaften können, was offensichtlich Flicks Strategie war. Befremdlich ist, dass die Zwangsarbeit, von der gerade Flick sehr erheblich profitiert hat, nur in wenigen Sätzen erwähnt wird. Ebenso wird die mögliche Einflussnahme Flicks auf die Bedingungen der Sklavenarbeiter in Abrede gestellt, ein erstaunlicher Fehler, wird diese doch in den deutschen Publikationen (speziell Frei et al., 2009) durch entsprechende Quellen eindeutig belegt. Ferner wird Otto-Ernst Flick in seiner Führungsrolle bei den Rombachwerken positiv dargestellt. Er habe eine moderierende Rolle eingenommen und sich gut mit den Arbeitern verstanden. Bähr, Drecoll et al. (2008) kommen jedoch zu ganz anderen Schlüssen. Er habe massiv die Ausbeutung von Zwangsarbeitern betrieben und deren brutale Behandlung aktiv gebilligt. Diese handwerklichen Fehler überraschen, sind jedoch gute Beispiele für die Oberflächlichkeit dieser Veröffentlichung.

In den Schlussfolgerungen betont Jones zwar die essenzielle Wichtigkeit des Flick-Konzerns für die Umsetzung der Ziele des Naziregimes, eine tiefergehende Bewertung dieser historischen Tatsache bleibt aber aus.

Das Buch ist enttäuschend, kann in keiner Weise mit den drei deutschen Veröffentlichungen in den vergangenen Jahren mithalten. Bezeichnend ist, das Jones immer wieder die Dissertation von Lisa Stallbaumer über die Beteiligung des Flick-Konzerns an der Arisierung jüdischer Betriebe zitiert, welche ebenso im Vergleich zu den deutschen Publikationen sehr oberflächlich wirkt.

 

Marcus O. Jones (2012): Nazi steel. Friedrich Flick and German expansion in Western Europe, 1940-1944. Annapolis: Naval Institute Press.

 

Von Dr. Oliver Hirsch

Sa

28

Jul

2012

Als der Geier starb

"An diesem Sonnabend feiert Deutschland in seinem Westteil ein Jubiläum. Es kündet von einer Zeit, die nicht vergangen ist und nimmermehr vergehen will"

Die junge Welt erinnert an die Trauerfeier für Friedrich Flick und die satirische Verarbeitung: http://www.jungewelt.de/2012/07-28/010.php

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Fr

20

Jul

2012

Vor 40 Jahren

Am 20. Juli 1972 starb Friedrich Flick in Konstanz

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So

08

Jul

2012

Es war einmal...

Ehemaliges Flick-Stadion in Rosenberg (Bild: Thilo Schmidt)
Ehemaliges Flick-Stadion in Rosenberg (Bild: Thilo Schmidt)

...das Friedrich-Flick-Stadion.

In Sulzbach-Rosenberg störte es offenkundig wenig, dass das kleine aber sicherliche feine Stadion mit dem Namen Friedrich Flick "geschmückt" war. Seit Frühjahr 2012 ist dies nun Geschichte. Der örtliche Verein (www.tus-rosenberg.de) hat den Namen durch den eines Sponsoren ersetzt. Es bedurfte zwar erste eines neuen Geldgebers, um das Stadion nicht länger nach einem verurteilten Kriegsverbrecher zu benennen, aber blicken wir auf das Ergebnis: Flick ist weg, und das ist gut so!

Sa

23

Jun

2012

Rudolf Biermann wird 70 - Herzlichen Glückwunsch

Am heutigen Samstag wird der Kreuztaler Alt-Bürgermeister Biermann 70 Jahre alt. Anlässlich seines Ehrentages erinnert die Westfälische Rundschau an seine Rolle im Namensstreit um das Friedrich-Flick-Gymnasium, ohne Rudolf Biermann wäre eine Umbenennung der Schule wohl nicht möglich geworden: http://www.derwesten.de/staedte/nachrichten-aus-siegen-kreuztal-netphen-hilchenbach-und-freudenberg/blick-zurueck-auf-eine-kreative-zeit-id6796273.html

 

Auch Flick-ist-kein-Vorbild sagt herzlichen Glückwunsch!

Rudolf Biermanns Rede vor dem Rat der Stadt Kreuztal in der für die Umbennung entscheidenden Sitzung: Hier.

Do

17

Mai

2012

Namensdebatten andernorts: Wernher-von-Braun Gymnasium in Friedberg

V2-Erfinder als Namenspatron. Im bayerischen Friedberg setzt sich eine Initiative für eine Diskussion um den Namen ihrer und eine Umbenennung des Wernher-von-Braun-Gymnasiums ein. SS-Obersturmbannführer von Braun, maßgeblich an der Entwicklung der Vernichtungswaffe V2 beteiligt, war aktiv an der Ausbeutung von Zwangsarbeitern beteiligt.

 

Eine Online-Petition mit Links zu Medienberichten hier: http://www.ipetitions.com/petition/wernhervonbraun/

So

06

Mai

2012

WR für Siegen muss bleiben

Fr

04

Mai

2012

Buchveröffentlichung: Ulrich Sander - Von Arisierung bis Zwangsarbeit

Zum Beispiel Krupp. Der Konzern habe sich stets um einen humanen Kapitalismus bemüht, berichtete das Fernsehen zum 200jährigen Firmenjubiläum. Ob da auch an die zwölf Jahre nach 1933 gedacht war? Das letzte Tabu sei gebrochen, hatte es mit Blick auf die verdienstvolle Ausstellung »Verbrechen der Wehrmacht« geheißen. Aber »blinde Flecken« blieben trotzdem. So in einem Bereich, der weniger lautstark diskutiert wird, jedoch mindestens ebenso wichtig war für die Funktionsweise der faschistischen Herrschaft in Deutschland wie die Wehrmacht: Die Rolle von Wirtschaftsführern und Unternehmen bei faschistischen Planungen für Krieg und Massenmord, als Akteure und insbesondere als Profiteure. Das Buch stützt sich auf selbstrecherchiertes Material von Geschichtswerkstätten und VVN-BdA, um an Verbrechen der wirtschaftlichen Eliten an Rhein und Ruhr zu erinnern: Von Abs bis Zangen, von Flick bis Quandt, von IG Farben bis Oetker-Pudding, von Arisierung bis Zwangsarbeit. Und auch Krupp wird nicht vergessen. ISBN 978-3-89438-489-0

(Verlagsangaben)

Mo

26

Mär

2012

Namensdiskussion andernorts: Das Wernher-von-Braun-Gymnasium

"Darf eine staatliche Schule nach einem Mann benannt werden, der SS-Sturmbannführer war und Hitlers V2 entwickelte? Im bayerischen Friedberg entschied man sich dafür." Ein Bericht von Stefan Mayr auf Süddeutsche.de: http://www.sueddeutsche.de/bayern/-geburtstag-von-wernher-von-braun-tut-alles-damit-dieser-name-verschwindet-1.1315946

Di

20

Mär

2012

„Flick-Gymnasium“ zurück in Deutschland (Update 26.3.2012)

Wanderausstellung in Dortmund eröffnet – BI hofft auf Beteiligung des Städtischen Gymnasiums

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So

08

Jan

2012

Ehre, wem Ehre gebührt?

Das Friedrich-Flick-Gymnasium war und ist kein Einzelfall. Auch in anderen Städten sind Schulen, Straßen oder Plätze nach Personen benannt, die nicht als Vorbilder taugen. Die Stadt Münster hat ein tolles Projekt gestartet, via Internetseite informiert man dort über "belastete" Straßennamen und möchte so Diskussionen vor Ort stützen, anregen und versachlichen: http://www.muenster.de/stadt/strassennamen/

Mo

05

Dez

2011

Flick-Enkel: "Verantwortung trägt jeder Deutsche, ich als Flick trage sie doppelt."

In einem Interview mit der Berliner Morgenpost zu seinen Aktivitäten gegen Rechtsextremismus nimmt der Enkel von Friedrich Flick auch Stellung zu seiner Familiengeschichte. Die "dunkle Geschichte" seiner Familie, so Friedrich Christian Flick, sei familienintern immer ein Tabu gewesen: "Ich habe keine Schuld für das Verhalten meiner Vorväter, aber fühle eine Verantwortung, eine ganz besondere Verantwortung. Diese Verantwortung trägt jeder Deutsche, ich als Flick trage sie doppelt." Das ganze Interview auf den Seiten der Berliner Morgenpost: http://www.morgenpost.de/kultur/article1845247/Kunstsammler-Flick-engagiert-sich-gegen-Rechts.html

 

Nachtrag, eine ausführlichere Version des Interviews findet sich auch auf den Seiten von Welt-Online: http://www.welt.de/vermischtes/prominente/article13749292/Mick-Flick-und-das-Gift-des-rechten-Gedankenguts.html

Mi

09

Nov

2011

„Wer ist unsere Zukunft? Es sind unsere Kinder und Jugendlichen auf den Schulen, die echte Vorbilder brauchen.“

Gedenkanzeige (zum Vergrößern bitte anklicken)
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6.11.2011. Gedenkansprache am Grab des vor 70 Jahren ermordeten Siegeners Walter Krämer, dem Schlosser, linken Landespolitiker und Lebensretter


von Hans-Walter Klein


„Wer ist unsere Zukunft? Es sind unsere Kinder und Jugendlichen auf den Schulen, die echte Vorbilder brauchen.“

Mit dieser Feststellung beendete der damalige Bürgermeister Rudolf Biermann, CDU, am 6. November 2008, heute vor genau drei Jahren, seine Rede in der vollbesetzten Kreuztaler Stadthalle. Der Stadtrat hatte sich wegen des großen Bürgerinteresses am spektakulärsten Tagesordnungspunkt dort versammelt, vor der Tür standen Übertragungswagen für Radio- und Fernsehliveberichte.  

Sie alle kennen diesen TO-Punkt und den Ausgang der Ratsdebatte: Auch mit Stimmen aus den bürgerlichen Parteien sprach sich die Mehrheit der gewählten Volksvertreter dafür aus, das städtische Gymnasium vom Namen des in Nürnberg als Kriegsverbrecher verurteilten Friedrich Flick zu befreien.

Flickens Fritz aus Ernsdorf, NS-Finanzier und Mitglied des „Freundeskreises Reichsführer SS Heinrich Himmler “, Zwangsarbeiterausbeuter und skrupelloser Aktienbesitzer.
Notabene: Es war eine Befreiung, die zu einem großen Teil von außerhalb betrieben worden war. Die Schule selbst versuchte sich in einer Art Spagat des „Sowohl-als-auch“. Und nach Ansicht unbelehrbarer Ortsansässiger war (und ist vermutlich auch heute noch) der „Alte Fritz“ der „große Sohn Kreuztals“ im Lodenmantel, mit dem man auch gerne einmal ein Butterbrot geteilt hätte.   

Friedrich FLICK war nie Vorbild, er ist keines und sollte möglichst nie eines werden!

Es sei denn für ausschließlich an der eigenen Profitmaximierung interessierte Börsenjobber und Finanzjongleure, denen das Wohl der Allgemeinheit einen feuchten Kehricht wert ist. Über die Folgen ihres Wirkens kann sich jeder aktuell tag-täglich in der Tagesschau informieren.

WALTER KRÄMER hingegen war, ist und bleibt ein Vorbild für alle Menschen!

Er war fleißig und strebsam, hilfsbereit und tatkräftig – Für ihn galt das Motto „Hällob zogepackt!“. Wir konnten diese Aufforderung letztens auf den regionalen Wahlplakaten einer der Parteien lesen, die ihn im Siegener Rat eigentlich schon, aber dann doch so auf diese Art und Weise sic rebus standibus nicht wieder so recht meinten ehren können zu dürfen.

Walter Krämer war politisch-gesellschaftlich engagiert, bildungsorientiert, ein wissensdurstiger Medizin-Autodidakt und –Innovator.

Er schaffte den Aufstieg vom schlichten Schlosser und einfachen Marinesoldaten zum Parteifunktionär und Landespolitiker. Und schließlich, unter den unvorstellbaren Bedingungen eines deutschen Konzentrationslagers, zum faktischen Doktor der Medizin - ohne Promotion, aber seine „Doktorarbeit“ jeden miesen KZ-Tag neu gegen selbst-ernannte deutsche Herrenmenschen „verteidigend“. Er wurde ein Arzt, der den Eid des Hippokrates nie abgelegt hatte, ihn aber über alle Maßen erfüllte.

Walter Krämer besaß Organisationstalent und Mut ohne gleichen im ständigen Ankämpfen gegen die unberechenbare Willkürherrschaft im Lager. Er und andere Widerstandskämpfer tricksten oft erfolgreich die braunen brutalen Landsleute von der schwarzen SS aus.

Ein Beispiel aus dem Bericht des Internationalen Lagerkomitees Buchenwald von 1946:

„Um den erbärmlichen Zuständen in der Chirurgischen Abteilung abzuhelfen, baute man 1940/41 den sogenannten OP II mit Röntgenraum. Zu diesem Neubau, der überhaupt nicht genehmigt war und bis heute (1946, hwk) noch in keinem Plan steht, wurde von der SS kein einziger Ziegelstein bewilligt. Buchstäblich jedes einzelne Stück musste an den Außenstellen dem Kommando gestohlen und ins Lager gebracht werden.  Diese Baumaterialien gingen den Nazis auf solche Art für ihre Industrieunternehmungen verloren. Auch die Inneneinrichtung und alle Instrumente, vom Kleiderhaken bis zum Röntgenapparat wurde aus Häftlingsmitteln bestritten.“
(Eine für die Nachkriegszeit bezeichnende, heute etwas beklemmende Marginalie: Die mit zwei Klammern als Taschenbuch zusammen getackerte Originalausgabe aus dem Thüringer Volksverlag schreibt SS in Runenform!)    

Und dann war Walter Krämer auch noch „Sejerlänner“, 100% von hier! Daran erinnerte und dies belegte ausführlich noch einmal Krämer-Biograph Prof. Karl Prümm in seinem Vortrag im Aktiven Museum am letzten Sonntag.

Walter Krämer war und ist und bleibt ein Vorbild!

In der Facharbeit der Jahrgangstufe 12 einer Schülerin des GAM über den Umgang mit der NS-Geschichte in Siegen, in der sie sich zwangsläufig auch mit dem Gedenken an Walter Krämer ausführlich auseinandersetzt, heißt es 2004:

„Natürlich können sehr viele heute lebende Deutsche nicht verantwortlich für die Verbrechen der NS-Zeit sein, sie haben sie ja nicht miterlebt, bzw. waren Kinder oder Babies. Aber es waren Deutsche, die die KZs gebaut haben und die, ob nun wissentlich oder unwissentlich, gewollt oder ungewollt, für die Verfolgung und Vernichtung von Millionen Menschen (mit-)verantwortlich sind.
Die heute so viel zitierte und geforderte  Zivilcourage hat vielen anscheinend gefehlt. Und gerade daran sollte man sich meiner Meinung nach erinnern, damit die Wichtigkeit von Zivilcourage, Toleranz und einem "gesunden, kritischen Bewusstsein" deutlich wird und zeigt, wie weit es kommen kann, wenn diese nicht vorhanden sind.“

Der Kämmerer und erste Beigeordnete Reinhold Baumeister begrüßte am 22. 10. 2011 als offizieller Vertreter von Rat und Verwaltung der Stadt Siegen im KrönchenCenter die Teilnehmer unseres Symposiums „Leben im Widerstand“.
Er sagte über Walter Krämer: „Er war ein Mensch, der anderen half, zu einer Zeit und einem Ort, die von Entmenschlichung gezeichnet waren.“ Und Herr Baumeister fügte hinzu, Humanität kenne kein Parteibuch.

Der Politikwissenschaftler Dr. Ulrich Peters ist Autor eines (leider vergriffenen) Standardwerks zur  Geschichte des kommunistischen Widerstands in Buchenwald. Ausgehend von der Betrachtung der allgemeinen Lagergeschichte schilderte er ausführlich die positiven Folgen des bewussten Widerstands der Kommunisten für das gesamte Lager.

Am Ende seines Vortrages zitierte er den österreichischen Buchenwald-Häftling Benedikt Kautsky. Dieser bewertete 1946 das Handeln der politischen Häftlinge, die „in diesen Tagen (April 1945, hwk) in meisterhafter Weise Mut und Klugheit richtig mischend das Lager geführt und 21 000 Häftlingen das Leben gerettet haben. Ich als Sozialdemokrat lege auf diese Feststellung umso größeren Wert, als es sich in den verantwortlichen Stellen fast ausschließlich um Kommunisten handelte, die in vorbildlicher internationaler Solidarität allen Antifaschisten ohne Unterschied der Partei, der Nation oder Konfession ihre Hilfe zuteil werden ließen.“    

Das Fazit des Politikwissenschaftlers Peters:
„Die großen Verdienste der Kommunisten im Buchenwalder Widerstand sind historisch zweifelsfrei belegbar und bewiesen. Es gibt Verfehlungen einzelner, aber sie ändern daran nichts.
Was konkret Walter Krämer anbelangt, er war nicht nur ein standhafter Antifaschist und Retter für viele, sondern auch ein einwandfreier Charakter, von einer Größe, der viele nur nacheifern können. Man kann ohne Übertreibung sagen, Krämer war ein Pfundskerl und jemand, den man sich ohne Bedenken zum Vorbild nehmen kann.
Wer versucht, Walter Krämers Andenken in ein schlechtes Licht zu rücken, etwa mit der Begründung, er sei ja Kommunist gewesen bzw. mit der Begründung, er sei ja Anhänger einer totalitären Ideologie gewesen, setzt sich nicht nur über die Erkenntnisse der historischen Forschung hinweg, sondern verwehrt auch einem aufrechten Humanisten die verdiente Anerkennung. “

Den zweiten Schwerpunkt des Symposiums bildete der Vortrag von Prof. Dr. Kurt Pätzold. Der anerkannte Faschismus-Forscher ist nicht zuletzt Co-Autor einer wiederholt aufgelegten „Geschichte der NSDAP von 1920 – 1945“, in der es u. a. um die Rolle der Millionen Deutschen geht, ohne deren Tun und Lassen der Aufstieg der NSDAP-Führer in die Staatsmacht, der Weg in den Holocaust und in den Zweiten Weltkrieg nicht möglich gewesen wäre.

Prof. Pätzold fasste seine Ausführungen über „Die Massengefolgschaft und die Einsamkeit des Widerstandskämpfers“ so zusammen: „Die Geschichte des deutschen antifaschistischen Widerstandskampfes ist die Geschichte eines Wirkens unter den schwierigsten objektiven und subjektiven Bedingungen, und dass sie in so hohem Grade ein Opfergang wurde, ist eben diesen Bedingungen geschuldet gewesen. Sich den Reihen dieser Minderheit anzuschließen, dazu gehörten Charakter- und Überzeugungs- und ... zudem noch Glaubenskräfte.“

Unter Bezug auf den bekannten Martin-Luther-Spruch vom Apfelbaumpflanzen am letzten Lebenstag stellte der Historiker fest: „Die deutschen Widerstandskämpfer waren solche Pflanzer. Menschen wie sie werden im 21. Jahrhundert noch und mehr noch gebraucht.“

Für ihn liegt der Wert und die Notwendigkeit einer Erinnerung im öffentlichen Raum - in Siegen hier und jetzt also an Walter Krämer - darin begründet, dass ein erheblicher Teil der Menschen der Geschichte in der Landschaft, in der Stadt, dort wo man lebe und wohne, begegne und von dort die Anstöße beziehe.  

Heute vor drei Jahren gab es im Kreuztaler Stadtparlament eine Mehrheit über alle Parteigrenzen hinweg, die feststellte: Flick ist KEIN Vorbild!
In Siegen gilt immer noch das Prinzip Hoffnung und wir warten auch nach Jahrzehnten immer noch auf eine angemessene Würdigung unseres Vorbilds Walter Krämer.

Ich hoffe, unser Warten wird nicht ein „Warten auf Godot“.
Deshalb zum Schluss noch ein optimistisches Wort. Es stammt vom schon zitierten Stadtkämmerer Baumeister, der vor 14 Tagen meinte, „..., dass wir uns in dieser Debatte auf einem guten Weg befinden. Alles deutet darauf hin, dass eine einvernehmliche Lösung in Form einer Platzbenennung gefunden werden kann.“

Und ich füge hinzu, angemessene Würdigung heißt für uns, die VVN-BdA: Nicht versteckt  auf irgendeinem Gelände, sondern alltäglich präsent im Siegener Stadtbild und damit auch den hier lebenden und aufwachsenden Menschen jetzt und in Zukunft vertraut.

In der letzten Zeit haben sich auf mehreren Veranstaltungen im KrönchenCenter und im Aktiven Museum ausgewiesene Experten zur Erinnerungskultur in Siegen geäußert.
Alle Fachleute waren sich einig und haben zweifelsfrei belegt: Walter Krämer ist ein Vorbild, ein großer Sohn dieser Stadt, der endlich den Platz in der öffentlichen und offiziellen Erinnerung bekommen muss, der ihm zusteht

Das wäre jetzt eigentlich mein Schlusssatz gewesen, aber ich erlaube mir noch einen Zusatz, der mir auch ein persönliches Bedürfnis ist. (Und wer mich kennt, der weiß warum.)
Ich habe einige der Geschichtsexperten zitiert; zwei weitere möchte ich noch namentlich erwähnen, denn sie haben nicht unwesentlich dazu beigetragen, dass in Siegener Stuben, Schulen und Zeitungen nicht mehr die Realität verbergend von der „dunklen Zeit“ geredet wird, wenn vom Faschismus im Siegerland die Rede ist:

Zum einen Dr. Ulrich Friedrich Opfermann, der nicht nur bedeutende Bücher schreibt, sondern sich und sein Wissen auch immer wieder in den erinnerungspolitischen  Auseinandersetzungen der Gegenwart bereitwillig zur Verfügung stellt.

Und natürlich vor allem Klaus Dietermann, dessen immense Verdienste hier niemandem mehr erklärt werden müssen. Klaus befindet sich zu dieser Stunde mit einer Siegener Gruppe auf dem Ettersberg und gedenkt dort Walter Krämers. Ich möchte ihn von hier, von der Grabstätte Walter und Liesel Krämers in der Hermelsbach aus, ganz herzlich grüßen.

So

30

Okt

2011

Schulnamen andernorts: Widerstandkämpfer statt Mitläufer

In Hamburg-Barmbek wurde ein Zeichen gesetzt. Dort trägt die Stadtteilschule nun den Namen des Widerstandskämpfer Helmuth Hübener. Mehr Informationen hier: http://nrw.vvn-bda.de/texte/0865_schule.htm

Mehr über Helmut Hübener PDF: http://www.nrw.vvn-bda.de/bilder/hu_bener_web.pdf

 

Mi

05

Okt

2011

Unternehmerische Verantwortung

Tobias Bütow berichtet auf ZEIT ONLINE über die Enge Verbindung von Unternehmern und Bankiers zum NS-Regime. Viele waren über die Verbrechen der Nazis im Bilde: "So erreichte Friedrich Flick und seine leitenden Mitarbeiter im November 1941 ein Rundschreiben des Hauptgeschäftsführers der Wirtschaftsgruppe Eisenschaffende Industrie mit einem Reisebericht aus dem Osten...." Online unter: http://www.zeit.de/2011/40/NS-Unternehmer

Sa

28

Mai

2011

Siegener CDU verweigert Nazi-Gegner Ehrung

"Siegen. Der Appell des Zen tralrats der Sinti und Roma, die Transparente im Ratssaal und die geheime Abstimmung nutzten nichts: Die Benennung einer zentralen Brücke nach Walter Krämer ist erneut und denkbar knapp an einer konservativen Mehrheit gescheitert...." Mehr in der Westfälischen Rundschau

 

Kommentar hier: http://www.derwesten.de/staedte/siegen/kommentar/Eine-Schande-fuer-Siegen-id4692697.html

Do

03

Mär

2011

Schüler verurteilen Flick zu 20 Jahren Gefängnis

"Neu-Isenburg. Keine Gnade! – Das dachten sich die Schüler, die an einem Projekt des «Model International Criminal Court» (MICC) in Polen teilnahmen und in die Rolle von Richtern des Internationalen Gerichtshofes geschlüpft waren. Konkret simulierten die jungen Leute den Fall des deutschen Großindustriellen Friedrich Flick, der 1947 vom Nürnberger Kriegstribunal wegen Sklavenarbeit und Teilnahme an Verbrechen der SS zu sieben Jahren Haft verurteilt..." (lesen Sie den ganzen Artikel auf den Seiten der Frankfurter Neuen Presse hier)

Update: Inzwischen berichtet auch op-online.dehttp://www.op-online.de/nachrichten/neu-isenburg/schueler-versuchen-sich-anwaelte-1145082.html

Fr

04

Feb

2011

Überhaupt nichts gelernt

"Man liest, stockt und wird zornig: „Zentralrat der Luden“ heißt die Mannschaft, die beim Sparkassen- „Planspiel Börse“ ins Rennen gegangen ist."

Kommentar auf DerWesten von Steffen Schwab: http://www.derwesten.de/staedte/siegen/kommentar/Ueberhaupt-nichts-gelernt-id4241415.html

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Mi

17

Nov

2010

Flick, Vorbild für die NPD?

Wie viele Nazis verträgt eine öffentliche Diskussion über „Erinnerungskultur und die Causa Flick“? Antwort: Keinen. Doch um dem „Bildungsauftrag“ genüge zu tun, verzichtete Chris Humbs, Vorsitzender der „Projektgruppe Zwangsarbeit“, bei einer Podiumsdiskussion in Schwandorf auf die Durchsetzung seines Hausrechts. Zwanzig junge Nazis, NPD-Mitglieder aus Schwandorf und Amberg, durften bleiben. Den Kritikern der Friedrich-Flick-Straße verschlug es die Sprache.....(Hier weiterlesen: http://www.regensburg-digital.de/„der-pole-soll-da-hin-gehen-wo-er-hergekommen-ist“/17112010/)

 

Bericht von Deutschlandfunk: http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2010/11/15/dlf_20101115_1412_10f7c3f8.mp3

Mi

10

Nov

2010

Schwandorf und das Städtedreieck unterm Hakenkreuz – NS-Zwangsarbeit im ländlichen Raum

Eine Ausstellung in Bayern verdeutlicht die Dimension der NS-Zwangsarbeit in der Region und dokumentiert die fortlaufende Diskussion um Friedrich Flick.

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Sa

06

Nov

2010

Freundeskreis Himmler doch kein harmloser Herrenclub

Freundeskreis Himmler doch kein harmloser Herrenclub - Friedrich Flicks Mitgliedschaft muss neu bewertet werden

 

Rezension von Dr. Oliver Hirsch (hier)

Mo

18

Okt

2010

Der Preis des Schweigens

Di

28

Sep

2010

„Flick-Gymnasium“ geht auf Tournee

Bundespräsident Wulff eröffnet Zwangsarbeiterausstellung in Berlin

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Fr

23

Jul

2010

"Flick kein Verbrecher"

Mit einem Leserbrief antwortet heute Horst Heimann aus Oberdresselndorf auf den Leserbrief von Joe Mertens, den wir hier bereits dokumentierten. Herr Heimann scheint sich mit seiner Antwort gleichzeitig für den ekligsten Leserbrief des Jahres bewerben zu wollen, wir dokumentieren seinen Debattenbeitrag:

 

Flick kein Verbrecher (SZ vom 23. Juli 2010):
"Zum Leserbrief von Joachim Mertens „Legendenschild“ (SZ vom 6. Juli): Netphen hat es dank Ihrer Anwesen-heit zu vielerlei antifaschistischen, antirassistischen Vorstellungen gebracht. Ja, man muss glauben, dass es dort besonders erforderlich ist, vielen Menschen den rechten Weg zu zeigen. Sogar ganze Schulklassen werden in der Zeitung bildlich vorgeführt. So hat man auch versucht, Friedrich Flick (er ist tot, kann sich nicht mehr wehren) durch Be richte und Filme in ein möglichst schlechtes Licht zu rücken. Doch können Bilder täuschen, wenn die
Berichte dazu entsprechend sind. Mir haben zuletzt die zwei Fortsetzungen gut gefallen. So besteht bei allem kein Anlass, ihn als Verbrecher zu bezeichnen. In Nürnberg, wo Sieger über Besiegte richteten, als Ziel, die deutsche Wirtschaft zu zerschlagen, so dass diese nie mehr auf dem Weltmarkt auftreten konnte. Dieses war nach den Ost-West-Streitigkeiten nicht weiter durchführbar. Meine Mutter sagte schon lange vor Kriegsende: „Wegen uns werden die sich noch an die Hälse gehen.“ Nun dieses: Die Deutschen nicht alle verhungern zu lassen, weil man sie in der Mitte Europas noch brauchte, hat vielen Wirtschaftsführern in Westdeutschland die Freiheit gebracht, darunter auch Friedrich Flick. Herr Mertens sucht die Straßenbezeichnungen mit einem Legendenschild zu versehen, weil dort ein „Kriegsverbrecher“ geehrt würde. Er hat ganz übersehen, dass in dieser Welt die größten Kriegsverbrecher mit hohen Auszeichnungen und Ehrungen versehen wurden. Und dann die Sache mit den Zwangsarbeitern und Flick, da bleiben noch einige Nuancen zu berücksichtigen. Wer ist Zwangsarbeiter, wer freiwillig, wer wurde durch Arbeit in Betrieben vor Schlimmerem verschont? Unsere Brüder und Väter starben an den Fronten. Was ist mit den Millionen von deutschen Kriegsgefangenen, welchen durch die Sieger der Status als Kriegsgefangene genommen wurde. Sie waren rechtloser als Zwangsarbeiter und starben zu Millionen.
Sie sind, bis heute nicht gezählt, auch ohne Denkmal geblieben."

Mo

05

Jul

2010

Offener Brief an den Bürgermeister der Gemeinde Burbach

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Di

22

Jun

2010

Grüne möchten Schluss mit Flick-Straße machen

Wie die Siegener Zeitung vom 22. Juni berichtet, beantragen die Grünen in Burbach (Siegen-Wittgenstein) die dortige Friedrich-Flick-Straße umzubenennen. Sie werden mit den Worten zitiert: „Wir wollen nicht, dass weiterhin in Burbach durch einen Straßennamen ein verurteilter Kriegsverbrecher geehrt wird". Die Ratssitzung findet am 29. Juni statt. Man darf darauf gespannt sein, ob es zu einer Debatte kommen wird.

Mo

14

Jun

2010

Prügel-Vorbild in Amöneburg

Auch in Amöneburg hat man sich eine ganz besondere Person als Vorbild ausgesucht und ihm zu Ehren einen Straßen nach ihm benannt, die Dr. Josef Gutmann Straße. Der Priester und ehemaliger Leiter des Amöneburger Gymnasiums wird nun in der Diskussion um Missbrauch in der kath. Kirche als Schläger bezichtigt. Einige seiner Opfer kämpfen daher gegen den Straßennamen, doch die örtliche CDU macht da nicht mit: Video beim hessischen Rundfunk abrufen.

 

Vielleicht Schreiben Sie einfach mal der Stadtverwaltung oder dem Fraktionsvorsitzenden der örtlichen CDU:

stadtverwaltung@amoeneburg.de

http://www.cdu-amoeneburg.de/index.php?ka=1&ska=profil&pid=5

 

Do

27

Mai

2010

Flick Ehrungen müssen weg

Straßenschild in Maxhütte-Heidhof (Quelle: Mittelbayrische Zeitung)
Straßenschild in Maxhütte-Heidhof (Quelle: Mittelbayrische Zeitung)

Kein Scherz, keine Realsatire! Es gibt sie immer noch die Straßen benannt nach Friedrich Flick und sogar ein Friedrich-Flick-Stadion findet man in Deutschland im Jahr 2010 noch immer. Diese Huldigungen vergangener Tage verhöhnen die Opfer des Nazi-Terrors und setzen ein falsches Zeichen für künftige Generationen, sie müssen endlich verschwinden.

Diskutieren Sie dazu auf den Seiten der Projektgruppe Zwangsarbeit: http://www.projektgruppe-zwangsarbeit.de/gaestebuch.html

Fr

21

Mai

2010

Flick – Geschichtsdoku auf ARTE und ARD

Vorberichterstattung im Radioprogramm von SWR 2:

Der große Spender - Vom schwierigen Umgang mit dem Flick-Erbe

Mittwoch, 26.5.2010, 19:05 bis 19:20 Uhr

 

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Di

23

Mär

2010

Bölls Katharina Blum am SGK

(zum vergrößern anklicken)
(zum vergrößern anklicken)

In der Westfälischen Rundschau vom 22.3.2010 findet sich ein Kommentar von Thilo Schmidt zur Aufführung von Heinrich Bölls Werk "Die verlorene Ehre der Katharina Blum", den wir hier dokumentieren.

Mo

22

Mär

2010

SPD in Schwandorf sieht in Flick-Straße Verhöhnung der Opfer

Die SPD im bayrischen Schwandorf setzt sich nun mit deutlichen Worten für eine Umbenennung der Friedrich-Flick-Straße ein. Die Stadtratsfraktion sieht in der Namensgebung eine Verhöhnung der Opfer und möchte die Umbenennung auch als ein Symbol im Kampf gegen den Rechtsextremismus verstanden wissen.

Der ganze Bericht in der Mittelbayrischen Zeitung hier.

Fr

19

Mär

2010

Humbs gegen den Mythos Flick

 

Der Name Chris Humbs dürfte einigen Kreuztalern bekannt sein. Der Redakteur des ARD-Magazins Kontraste hat mit seinem Bericht über den Namensstreit um das Gymnasium Kreuztal nachhaltig Eindruck hinterlassen.

Nach seiner Recherche in Kreuztal stieß Humbs darauf, dass auch in seiner bayrischen Heimat der "Mythos" Flick in Form diverser Namensgebungen gepflegt wird. Und wer sich mit der Situation in der bayrischen Provinz beschäftigt wird zahlreiche Parallelen zu Kreuztal entdecken.

Humbs gründete die "Projektgruppe Zwangsarbeit", die nun u.a. mit einer Ausstellung vor Ort aktiv ist und anstrebt besonders im ländlichen Raum auf das Thema Zwangsarbeit hinzuweisen.

 

Darüber berichtet neben der lokalen Presse nun auch die Süddeutsche Zeitung:http://www.sueddeutsche.de/95838Q/3267876/Wenn-ein-Mythos-wankt.html 

Auf der Internetseite der Projektgruppe gibt es inzwischen auch ein Gästebuch, welches zur Diskussion genutzt werden kann: http://www.projektgruppe-zwangsarbeit.de/gaestebuch.html

 

Mo

01

Mär

2010

Eröffnung der Ausstellung „Städtedreieck unterm Hakenkreuz – NS-Zwangarbeit im ländlichen Raum“ in Maxhütte Haidhof

Während des Zweiten Weltkriegs waren auch in der Region Zwangsarbeiter eingesetzt, vom Stahlwerk über die Landwirtschaft, bis zum Frisör. Im Umfeld der Ausstellung gibt es Kontroversen um die nach Friedrich Flick benannten Straßen in Maxhütte-Haidhof und Teublitz.

Mehr unter: http://www.otv.de/default.aspx?ID=2147&showNews=653287

sowie: http://www.mittelbayerische.de/index.cfm?pid=3077&pk=527677&p=1

So

28

Feb

2010

Wie viel Moral verträgt die Wirtschaft: Friedrich Flick: Vorzeigeschurke oder ehrenwerter Geschäftsmann?

Diese Frage wird am heutigen Tag in Burglengenfeld im Rahmen des Programms zur Eröffnung der Pilotausstellung „Städtedreieck unterm Hakenkreuz – NS-Zwangsarbeit im ländlichen Raum” diskutiert. Veranstalter ist die "Projektgruppe Zwangsarbeit", auf dem Podium u.a. der ehemalige Kreuztaler Bürgermeister Rudolf Biermann.

 

Informationen zur Veranstaltung auf den Seiten der Veranstalter: http://www.projektgruppe-zwangsarbeit.de/projektgruppezwangsarbeit.html

Ein Presse Vorbericht finden Sie hier: http://r-digital.de/?p=6758

Mo

01

Feb

2010

Projektgruppe "Zwangsarbeit" online

Wer das Erinnern nicht kultiviert, fördert das Vergessen.

 

Zwölf Millionen Menschen aus ganz Europa mussten während des Zweiten Weltkriegs im nationalsozialistischen Deutschland Zwangsarbeit leisten. Die betroffenen Männer, Frauen und Kinder wurden aus ihren Heimatländern verschleppt oder als Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge zwangsrekrutiert, um Sklavenarbeit für die selbst ernannten „Herrenmenschen“ zu verrichten. Sie arbeiteten zumeist unter menschenunwürdigen Bedingungen – vor allem in der Rüstungsindustrie und Landwirtschaft. Aber auch im Frisörsalon oder im Gasthaus nebenan.Während die Geschichte und die Geschichten der Zwangsarbeiter in größeren Städten weit gehend erforscht und in Ausstellungen veröffentlicht wurden, hat das Schicksal der Deportierten in den ländlichen Regionen Deutschlands noch wenig Beachtung gefunden.Die Projektgruppe „Zwangsarbeit” will diejenigen in den kleineren Kommunen unterstützen, die gegen das Vergessen eintreten, die zumeist unausgewertete Archive vor Ort sichten und in Gesprächen mit Zeitzeugen die oft ganz eigene „Sklavengeschichte” der Region entdecken und dokumentieren. Unsere speziell für kleinere Städte und Gemeinden konzipierte Wanderausstellung „NS-Zwangsarbeit im ländlichen Raum” soll diesen Vorreitern eine Basis für ihre Pionierarbeit bieten und einen Impuls für die nachhaltige Forschung vor Ort geben.Es ist fünf vor zwölf – die ehemaligen Zwangsarbeiter sind heute meist über 80 Jahre alt und werden nicht mehr lange von ihren Erfahrungen berichten können. Ihre Erinnerungen machen Geschichte aber erst lebendig und unmittelbar – vor allem für die jüngeren Generationen.

 

Zur Internetseite des Projekts: http://www.projektgruppe-zwangsarbeit.de

Mi

18

Nov

2009

Souveränes Verhältnis zum „großen Sohn“ der Stadt aufbauen

Kurt Schilde, Oliver Hirsch, Norbert Frei und Tim Schanetzky auf dem Weg zum Podium
Kurt Schilde, Oliver Hirsch, Norbert Frei und Tim Schanetzky auf dem Weg zum Podium

Am 16. November 2009 waren die beiden Historiker Norbert Frei und Tim Schanetzky zu Gast in Kreuztal. Auf Einladung der Initiative Flick-ist-kein-Vorbild, des DGB sowie des VVN-BdA haben sie ihr neues Buch Flick – Der Konzern, die Familie, die Macht vorgestellt. Nicht so sehr die Verstrickung Friedrich Flicks in die Zeit des Nationalsozialismus und seine Rolle bei der Zwangsarbeit, sondern der Beginn seiner Karriere im Siegerland sowie der gescheiterte Versuch der Gründung einer Familiendynastie standen bei der diesjährigen Lesung im Vordergrund.

In seinem Schlusswort schilderte Tim Schanetzky dem Kreuztaler Publik seinen Blick auf die Stadt: „Ich war schon gespannt hierher zu kommen, weil ich diese ganze Diskussion und das ganze aufeinander Einschlagen – so wirkt es von außen – einer Stadt beobachtet habe und sehen wollte, wie der Abend wird. Mein Eindruck: Es ist ruhiger und besonnener geworden.“ Die politischen Vertreter, so Schanetzky, hätten mit der Umbenennung des Kreuztaler Gymnasiums eine angemessene Entscheidung getroffen. Über sie sollte man weiter nachdenken, die Debatte abzuschneiden oder abzuschließen sei der falsche Weg. Niemand in Kreuztal solle dies als das Rühren in einer Wunde empfinden, sondern als einen normalen Prozess der Emanzipation von einem Stifter, der (bzw. dessen Erben) sich inzwischen vollständig aus der Stadt verabschiedet hat. Die Kreuztaler sollten nun versuchen ein stadtbürgerlich souveräneres Verhältnis zum „großen Sohn“ der Stadt aufzubauen.

 

Das 40-Jährige Jubiläum des Städtischen Gymnasium Kreuztal, also des ehemaligen Friedrich-Flick-Gymnasiums, war vielleicht ein Anfang dafür. Allerdings kann man von der Schule ausgehend noch immer nicht klar erkennen, wie sie mit ihrer Geschichte verantwortlich umzugehen gedenkt. So kamen im Rahmen der Festveranstaltungen mit dem ehemaligen Schulleiter Günter Schweizer oder dem ehemaligen Schüler Dr. Michael Inacker erneut und ausschließlich diejenigen zu Wort, die nicht bereit sind sich von Friedrich Flick zu emanzipieren; auch ein Jubiläums-Schulfilm, der Journalisten als anonyme Angreifer sowie die „Umbenenner“ als schwarz maskierte Gestalten darstellt und welcher die Umbenennung eher lächerlich macht, wirkte befremdlich. Auf der anderen Seite zeigte eine Ausstellung zum Tag der offenen Tür der Schule (siehe Fotoserie) jedoch auch, dass man bereit ist sich der eigenen Geschichte zu stellen. Es bleibt also zu hoffen, dass Tim Schanetzky recht behält und die Stimmung in Kreuztal besonnener ist und bleibt. Die Initiative Flick-ist-kein-Vorbild jedenfalls möchte die Diskussion um Flick weiterführen und hofft darauf, dass Veranstaltungen wie die gestrige Lesung, zukünftig auch gemeinsam mit der Schule möglich sein werden. 

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Di

10

Nov

2009

Jubel, Trubel, Heiterkeit

40 Jahre Gymnasium in Kreuztal - 39 Jahre davon als Friedrich-Flick-Gymnasium, eines als Städtisches Gymnasium Kreuztal - das kann und darf gefeiert werden! Bei dieser Ausgelassenheit darf man natürlich auch die ernsten Dinge des Lebens nicht vergessen. So kam es dann wohl auch dazu, dass Günter Schweizer, "Schulleiter der ersten Stunde", laut Siegener Zeitung in der gestrigen Jubiläumsfeier in der Kreuztaler Stadthalle "an die schwierigen Zeiten der Schulgründung" erinnerte und "nochmals deutlich [machte], wie wesentlich seinerzeit die Spende des einstigen Namensgebers Friedrich Flick für den Ausbau der Kreuztaler Schullandschaft gewesen sei." (siehe auch Westfälische Rundschau vom 10.11.2009)

Es bleibt zu hoffen, dass Günter Schweizer (oder ein anderer, der öffentlich Rede Mächtiger) auch auf die schwierigen Zeiten hingewiesen hat, die all die Sklavenarbeiter in Friedrich Flicks Fabriken durchlebt haben, deren entsetzliche Lage wesentlich durch den einstigen Namensgeber des Kreuztaler Gymnasiums verursacht wurde. Eben jener Flick, der fleißig spendete um die öffentliche Meinung für sich zu gewinnen, der sich aber Zeitlebens weigerte eben diesen Zwangsarbeitern auch nur eine Mark an Entschädigung zu zahlen. Herr Schweizer hat vermutlich "vergessen" auf diesen Umstand hinzuweisen. Angesichts der Tatsache, dass eine solch überflüssige Bemerkung, offenkundig ohne Widerspruch, am Abend des 9. November 2009 gefallen ist, dem 71. Jahrestag der Reichspogromnacht, ist dies mehr als peinlich. Aus gegebenem Anlass also NDR Extra 3 vom 25.9.2008 mit Günter Schweizer:

 

Nachhilfe gegen das "Vergessen" am Montag den 16.11.2009 um 19:30 Uhr in der Weißen Villa in Dreslers Park.

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Mi

04

Nov

2009

Jubiläum: Städtisches Gymnasium vor einem Jahr umbenannt

Buchvorstellung am 16. November soll Beitrag gegen Vergessen leisten

 

Pressemitteilung vom 1. November 2009:

Am kommenden Freitag, den 6. November 2009 ist es genau ein Jahr her, dass das Friedrich-Flick-Gymnasium Kreuztal umbenannt wurde. Der Umbenennung ging eine rund 20jährige Debatte voraus, die vor allem im vergangenen Jahr kontrovers geführt wurde. „Zu einem wirklichen Umdenken in Kreuztal hat die Umbenennung jedoch nicht geführt“, meint Patrick Fick, Mitinitiator der Bürgerinitiative (BI) Flick-ist-kein-Vorbild, „Noch immer hört man Stimmen aus Kreuztal, die behaupten Flick habe niemandem etwas Böses getan, sei doch immer freundlich mit Filzhut und im Lodenmantel durch Kreuztal gegangen. Gegen diese Geschichtsblindheit wehren wir uns weiter.“ Die BI Flick-ist-kein-Vorbild möchte auch nach der Umbenennung des Städtischen Gymnasium an Flicks Verbrechen erinnern und seine Geschichte als gesellschaftliche Mahnung verstanden wissen. Aus diesem Anlass veranstaltet die BI am 16.11.2009 um 19:30 Uhr in der Weißen Villa eine Lesung mit Prof. Dr. Norbert Frei sowie Dr. Tim Schanetzky. Die beiden Historiker sind Mitautoren des kürzlich veröffentlichten Buches „Flick – Der Konzern, die Familie, die Macht“, welches von der Flick-Enkelin Dagmar Ottmann finanziell ermöglicht wurde. Die renommierten Historiker der Universität Jena werden ihre Forschungsergebnisse vorstellen und dem Kreuztaler Publikum für Fragen zur Verfügung stehen. Die Wissenschaftler halten in ihrem Buch u. a. fest: „Die KZ-Häftlinge wurden dem Unternehmen nicht aufgenötigt, sondern vielmehr in Eigeninitiative herangeholt.“ und treten damit auch der Behauptung entgegen Flick habe keine andere Wahl gehabt als Zwangsarbeiter in seinen Betrieben zu beschäftigen.Oliver Hirsch, Mitinitiator der BI abschließend: „Solche und andere Flick’schen Mythen geistern noch immer durch Kreuztal. Wir hoffen weiterhin darauf, dass die Verantwortlichen in Schule, Politik, Kirchen und den Vereinen ebenfalls aktiv werden und sich auch ihrer eigenen Geschichte stellen. Dass man von den Ideen, wie einem ‚Ort der Nachdenklichkeit’ als dauerhafte Ausstellung im Städtischen Gymnasium, seit einem Jahr nichts mehr hört, ist der Thematik nicht angemessen.“

 

PS: Das Gymnasium präsentiert sich zum Jubiläum mit einer neuen Internetseite. Für den Suchbegriff "Flick" erhält man dort einen ganzen Treffer. Die Informationen, die Schüler anlässliches eines Projekttages zu Friedrich Flick im vergangenen Jahr erstellt haben sind verschwunden. Verschwunden ist zur Zeit auch der Link zum Förderverein des Städtischen Gymnasiums, wer dem Förderverein beitreten möchte, kann jedoch weiterhin hier ein Beitrittsformular herunterladen: http://www.flick-ist-kein-vorbild.de/app/download/511170209/beitr_foev.pdf

Di

13

Okt

2009

Die Zweite Karriere des Friedrich Flick

Auferstanden aus Ruinen - Die zweite Karriere des Friedrich Flick: Matthias Fink schürft nach alten Wunden im einstigen Wirtschaftswunderland und rollt den Fall Friedrich Flick wieder auf: ein Unternehmer, der unter den Nazis, unter anderem durch die Ausbeutung von Zwangsarbeitern, das größte Privatvermögen Deutschlands ansammeln konnte und nach dem Ende der Naziherrschaft von den alliierten Westmächten nach nur drei Jahren Haft wieder in den goldenen Sattel gehoben wurde, um der reichste Mann im Wirtschaftswunderland zu werden. BR 2 radioWissen am Nachmittag Oktober 2009: http://www.youtube.com/watch?v=tnu2ZlAhjuM&feature=PlayList&p=86B4CFEBA771C008&index=0&playnext=1

Fr

18

Sep

2009

16.11.2009: Lesung in Kreuztal - Flick: Der Konzern, die Familie, die Macht

Autoren stellen Forschungsergebnisse in Kreuztal vor

 

Am 16. November 2009 um 19:30 Uhr in der Weißen Villa (Dreslers Park, Kreuztal) werden Prof. Dr. Norbert Frei und Dr. Tim Schanetzky ihr neues Buch vorstellen. "Flick: Der Konzern, die Familie, die Macht", so der Titel, entstand zusammen mit Ralf Ahrens und Jörg Osterloh und wird zur Frankfurter Buchmesse am 21.9 erscheinen.

Mit dem Buch stellen die Jenaer Wissenschaftler die Ergebnisse ihrer Forschung einer breiten Öffentlichkeit zur Verfügung. Ihre Arbeit wurde finanziell von der Flick-Enkelin Dagmar Ottmann ermöglicht.

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Sa

27

Jun

2009

"Mörder und ihre willfährigen Helfer wie Friedrich Flick“

In Bayern wird weiter heftig über die Friedrich-Flick-Straße(n) diskutiert. Die Mittelbayrische Zeitung (MZ) veröffentlichte am 21.6.2009 ein Schreiben der SPD-Stadträte Bernhard Rothauscher und Sebastian Bösl sowie Helga Seidemann, AsF-Vorsitzende aus Maxhütte-Haidhof. Ein Lichtblick, denn ganz offensichtlich hat man es hier mit der Sorte Politiker zu tun, die lesen und nachdenken kann. Das Schreiben auf den Seiten der MZ hier: http://www.mittelbayerische.de/index.cfm?pid=3077&pk=417028

Di

16

Jun

2009

Trotz Kriegsverbrechen: Strasse bleibt nach Friedrich Flick benannt.

Quelle: Mittelbayrische Zeitung
Quelle: Mittelbayrische Zeitung

In Bayern kann ein Kriegsverbrecher ganz offenkundig noch Vorbild sein, jedenfalls taugt er als Namensgeber einer Straße: Mittelbayrische Zeitung vom 15.6.2009: http://www.mittelbayerische.de/index.cfm?pid=3077&pk=412977 (Achtung: Der Artikel ist auf drei Seiten verteilt)

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